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Im afrikanischen Krisenstaat Simbabwe waren am Mittwoch 6,4 Millionen Bürger aufgerufen, den neuen Präsidenten zu bestimmen. Seit 1980 regiert der heute 89-jährige Robert Mugabe mit eiserner Hand. Ergebnisse werden am Wochenende erwartet.

© dpa

Wahlen in Simbabwe: Blogger enthüllt Korruption und Wahlfälschung

Mit brisanten Details über den Machthaber Robert Mugabe hat ein Internet-Aktivist den Wahlkampf in Simbabwe aufgemischt. 300 000 US-Dollar Belohnung sind auf seine Festnahme ausgesetzt.

Sein Name wird in Simbabwe fast überall geflüstert – in Bussen und Bars, aber vor allem in den meisten Internetcafés: Baba Jukwa, was in der lokalen Shona-Sprache so viel wie „Jukwas Vater“ heißt, ist ein enorm populärer Blogger, dessen Facebook-Seite zum Hauptgesprächsthema des Wahlkampfes in dem südafrikanischen Binnenstaat geworden ist. So populär und brisant sind seine Enthüllungen über Robert Mugabe (89) und auch viele Interna über dessen Zanu-PF-Partei, dass politische Beobachter den Blogger zusammen mit dem Diktator und dessen Gegenspieler Morgan Tsvangirai (61) zum wichtigsten Akteur der Präsidentschafts- und Parlamentswahl am gestrigen Mittwoch erklärt haben. Seit er im März seine Facebook-Seite lancierte, hat Baba Jukwa weit mehr Anhänger als die beiden Präsidentschaftskandidaten gesammelt: Während Tsvangirais Seite rund 100 000 Fans zählt und Mugabes etwa die Hälfe davon, nähert sich Baba Jukwa inzwischen der Marke von 300 000 Followern. Mugabe scheint den Blogger als eine derart große Bedrohung zu empfinden, dass er, nachdem Facebook eine Schließung der Seite ablehnte, angeblich eine Belohnung von 300 000 US-Dollar auf dessen Festnahme aussetzte – bislang ohne Erfolg.

Baba Jukwa schreibt nicht nur über Korruption oder Wahlfälschungen

Erstaunlich ist, dass Baba Jukwa nicht nur über Korruption, Einschüchterung oder Wahlfälschungen schreibt, sondern oft auch gleich noch die Telefonnummern der dafür verantwortlichen Polizeibeamten oder Politiker mitliefert, so dass seine Fans dort anrufen und ihrer Empörung Luft machen können. Als der Mugabe treu ergebene Staatssender dessen jüngste Reise nach Singapur mit einer Augenuntersuchung begründete, schrieb der Blogger, Mugabe habe nach der Rückkehr sehr ausgezehrt und schwach gewirkt. „Es war klar, dass er noch unter den Folgen der in Südostasien verabreichten Chemotherapie litt.“ Angeblich soll Simbabwes Pendant zum US-Whistleblower Edward Snowden oder dem Wikileaks-Gründer Julian Assange aus dem inneren Zirkel von Mugabes Zanu-PF-Partei stammen. Doch das wäre überraschend. Seine beißende Kritik an Mugabe und den Zuständen in der Zanu machen es eher wahrscheinlich, dass es sich bei Baba Jukwa um einen ausgesprochen gut informierten Anhänger der Bewegung für einen Demokratischen Wandel (MDC) von Tsvangirai handelt, der hofft, Mugabe bei den Wahlen zumindest im dritten Anlauf zu schlagen.

Die Wahlen in Simbabwe liefen weitgehend friedlich

Eigentlich war Tsvangirai dies bereits 2008 gelungen: Damals hatte er schon in der ersten Runde klar gewonnen. Als Mugabe und seine Partei daraufhin aber in dem 13 Millionen Einwohner zählenden Land eine Gewaltwelle mit mehr als 250 Toten entfachten, zog sich Tsvangirai aus Sorge vor einem Bürgerkrieg vom zweiten Wahlgang zurück. Mugabe erklärte sich zum Präsidenten. Zwar holte er seinen Erzfeind auf Druck von außen wenig später in die 2009 gebildete Regierung der Nationalen Einheit. Die Macht liegt aber bis heute in den Händen von Mugabe und dessen Sicherheitsapparat.

Dennoch gibt es diesmal den einen oder anderen Lichtblick: So verliefen sowohl der Vorwahlkampf als auch der Urnengang weitgehend friedlich. Trotz der Winterkälte standen viele Simbabwer schon frühmorgens vor den Wahllokalen, bevor diese um 7 Uhr öffneten. Mit dem Endergebnis wird diesmal bereits am Wochenende gerechnet. 2008 waren die Resultate der Wahl erst fünf Wochen später bekanntgegeben worden – vermutlich weil Mugabe so lange brauchte, um sie zu seinen Gunsten zu manipulieren.

Hier gelangen Sie auf die Facebook-Seite von Baba Jukwa.

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