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Wahlen: Italiens Linke verliert auch Rom

Zum ersten Mal seit dem Sturz Mussolinis 1943 regiert ein rechter Bürgermeister die italienische Hauptstadt. Die Linke ist verzweifelt und spricht von einer "schweren Niederlage".

Exakt zwei Wochen nach der Niederlage bei den Parlamentswahlen hat das italienische Mitte-Links-Lager am Montag eine weitere dramatische Schlappe erlitten. Neuer Bürgermeister der Stadt Rom wird Gianni (Giovanni) Alemanno, der für die Sammlungsbewegung „Volk der Freiheit“ des künftigen Premiers Berlusconi angetreten war. Alemanno schlug in der Stichwahl am Sonntag und Montag seinen Konkurrenten, den bisherigen Kulturminister Francesco Rutelli mit 53,6 gegen 46,3 Prozent der Stimmen. Im ersten Wahlgang hatte Rutelli – er war schon 1993 bis 2001 Bürgermeister in Rom – noch fünf Prozentpunkte vor Alemanno gelegen.

Die Neuwahl war notwendig geworden, weil der bisherige Bürgermeister Walter Veltroni das Amt vor Monaten aufgegeben hatte, um seine neue „Demokratische Partei“ (PD) in den Wahlkampf gegen Berlusconi zu führen. Ohne Erfolg: Die PD blieb gut neun Prozentpunkten hinter Mitte-Rechts zurück, und gestern nun musste Veltroni erneut vor die Presse treten, um eine „schwere Niederlage“ einzugestehen. Wie Rutelli machte er den Rechtstrend im Land, die Enttäuschung im eigenen Lager und das Thema Sicherheit verantwortlich. Auch wenn die Rechte das Thema instrumentalisiert habe, müsse man doch über eigene Versäumnisse nachdenken. Die Beteiligung lag diesmal um zehn Prozentpunkte niedriger als noch beim ersten Wahlgang vor zwei Wochen, zeitgleich mit der Parlamentswahl. Beherrschendes Thema des Wahlkampfs war Roms unsicherer vernachlässigter Stadtrand. Im Herbst war eine 47-jährige Römerin nach einem Vergewaltigungsversuch an einer verlassenen Haltestelle brutal massakriert worden, eine afrikanische Studentin kam kürzlich, ebenfalls in der Periferie, in gleicher Situation knapp mit dem Leben davon.

Der Kampf um das Bürgermeisteramt war von beiden Seiten mit großer Härte geführt worden. Die Opposition wollte nach der Abwahl der Regierung Prodi wenigstens Rom behalten, wo sie seit 15 Jahren ununterbrochen und auch davor nur mit wenigen Unterbrechungen regiert hatte, seit es 1976 dem linken Kunsthistoriker Giulio Carlo Argan erstmals gelungen war, die Christdemokraten auf dem Kapitolshügel, dem Sitz der Stadtregierung, abzulösen. Gleichzeitig polarisierte die Person des Gegenkandidaten Alemanno. Der 50-jährige gehörte schon als junger Mann der faschistischen Nachfolgeorganisation „Movimento sociale italiano“ MSI an, leitete deren Jugendorganisation und ist mit der Tochter des früheren Parteichefs und Mussolini-Nostalgikers Pino Rauti verheiratet. Die Zweifel an seiner demokratischen Wende einte die Linke.

Für die Rechte ist der Erfolg in Rom nun „unser schönster Sieg“, wie Gianfranco Fini gestern Abend jubelte, der Chef der MSI-Nachfolgerin Alleanza nazionale. Zum ersten Mal seit dem Sturz Mussolinis 1943 regiert sie Rom.

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