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Reaktionen: CDU-Kritiker: Mehr Inhalte, weniger Merkel

Innerhalb der CDU ist nach den herben Verlusten bei den gestrigen Landtagswahlen Kritik an der Strategie der Partei im Bundestagswahlkampf laut geworden. Auch Ministerpräsident Dieter Althaus muss sich gegen Stimmen aus der eigenen Partei verteidigen.

Nach den teils herben Verlusten der CDU bei drei Landtagswahlen ist in der Union der Ruf nach Konsequenzen für den Bundestagswahlkampf laut geworden. Auch an Thüringens Ministerpräsident Dieter Althaus richteten sich Vorwürfe und Forderungen. Das Spitzenpersonal der Union, vor allem mehrere Ministerpräsidenten, bemühten sich gleichzeitig, die aufkommenden Wogen zu glätten.

Kritiker: Mangelndes inhaltliches Profil im Bundestagswahlkampf

Kritik übte unter anderem der Vize-Fraktionschef der Union im Bundestag, Wolfgang Bosbach. Er sagte im Bayerischen Rundfunk, das Ergebnis sei ein "Weckruf für alle, die in der Union bislang geglaubt haben, dass der Wahlsieg am 27. September selbstverständlich sei". Weiter forderte Bosbach, die Union müsse eine "glasklare" Koalitionsaussage für die Bundestagswahl treffen. Das könne nur heißen: "Wir streben eine schwarz-gelbe Koalition an." Auch aus dem CDU/CSU-Wirtschaftsflügel kam harsche Kritik am bisherigen Wahlkampf von Kanzlerin Angela Merkel. "Der bisherige Wahlkampf ist inhaltlich profillos", sagte der Chef der CDU/CSU-Mittelstandsvereinigung, Josef Schlarmann, in der "Financial Times Deutschland" vom Montag und forderte ein konkreteres Konzept in der Wirtschaftspolitik. "Frau Merkel sollte die letzten vier Wochen bis zur Wahl mit einem klaren Wachstums- und Beschäftigungskonzept bestreiten." Er vermute, Merkel werde strittige Sachfragen weiterhin aussparen. "Damit soll die Bundestagswahl auf eine Art Direktwahl zwischen ihr und Steinmeier zugespitzt werden." CSU-Chef Horst Seehofer forderte angesichts des Ausgangs der drei Landtagswahlen vom Sonntag ein "klares inhaltliches Profil" der Union. Es habe sich gezeigt, dass die Bundestagswahl noch längst nicht gewonnen sei, sagte Seehofer am Montag vor einer Sitzung des CSU-Präsidiums in München.

Nach Kritik schließt Althaus Rücktritt weiter aus

In Thüringen richtete sich die Kritik auch gegen die Person des Ministerpräsidenten Dieter Althaus. Die amtierende Landtagspräsidentin Dagmar Schipanski attackierte am Montag dessen Führungsstil: "Dieter Althaus muss sehen, dass er in einem Team arbeitet", sagte Schipanski im Hörfunksender MDR 1 Radio Thüringen. Die CDU müsse in Zukunft mehr auf Zusammenarbeit setzen. Die Junge Union (JU) in Thüringen forderte eine sorgfältige Analyse des Wahlergebnisses. Der JU-Landesvorsitzende Mario Voigt sagte dem MDR, angesichts der "hohen Dimension der Verluste" brauche die Partei eine ruhige, offene und sachliche Auseinandersetzung. Die müsse Themen, Wahlkampf-Führung und auch Personen umfassen. Althaus selbst schloss am Morgen erneut einen Rücktritt aus. Er setze auf eine schwarz-rote Koalition unter seiner Führung.

Ministerpräsidenten stehen zu Angela Merkel

Mehrere Ministerpräsidenten stellten sich am Montag aber klar hinter Angela Merkel. Die hohen Sympathiewerte der Kanzlerin müssten in Wählerstimmen umgewandelt werden, sagte Niedersachsens Ministerpräsident Christian Wulff. Nach dem Einbruch der CDU bei den Landtagswahlen haben die CDU-Ministerpräsidenten an die Partei appelliert, sich hinter der Bundeskanzlerin und CDU-Vorsitzenden Angela Merkel zu sammeln.

Der hessische CDU-Ministerpräsident und Parteivize Roland Koch sagte am Montag in Berlin vor einer Präsidiumssitzung seiner Partei, das Wahlergebnis vom Wochenende sei "ein Weckruf". "Die Wahl gewinnt man als CDU jetzt, indem man gemeinsam unter der Führung von Angela Merkel arbeitet." Zur parteiinternen Kritik an Merkels Wahlkampfstil sagte Koch: "Mehr als Angela Merkel kann man im Wahlkampf nicht machen, muss man auch nicht. Aber Merkel führt den Wahlkampf auch nicht alleine."

Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Wolfgang Böhmer (CDU) hat vor einer Dramatisierung der hohen Verluste seiner Partei bei den Landtagswahlen in Thüringen und im Saarland gewarnt. Böhmer sagte am Montag im Deutschlandradio Kultur, das Abschneiden der CDU habe regionale oder lokale Ursachen gehabt, möglicherweise auch an Personen gebundene. "Daraus eine allgemeine Diagnose für die gesamte Situation der CDU in der Bundesrepublik abzuleiten, halte ich für nicht gerechtfertigt", betonte der CDU-Politiker.

Wunschpartner FDP: Inhalte verdeutlichen

Kritik am CDU-Wahlkampf kam auch von Seiten des Wunschpartners der Union auf Bundesebene. FDP-Generalsekretär Dirk Niebel hat sich besorgt angesichts der Verluste der CDU bei den Landtagswahlen am Sonntag gezeigt. Im Bayerischen Rundfunk sagte Niebel am Montag: "Wenn die Union jetzt nicht auch inhaltlich noch mal klarmacht, was sie mit uns durchsetzen möchte, dann besteht die große Gefahr, dass sie es wieder vergeigen, weil die Bürger das Gefühl nicht loswerden, dass man gerne die große Koalition fortsetzen würde." Niebel forderte ein klares Bekenntnis der Union zu einer Koalition mit der FDP nach der Bundestagswahl. (AFP/dpa/ddp)

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