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Reaktionen: "Die SPD ist wieder da."

Nach den ersten Hochrechnungen bricht auf der SPD-Wahlparty in Düsseldorf Jubel aus. Die SPD-Spitzenkandidatin Hannelore Kraft wird von ihren Anhängern gefeiert. "Die SPD ist wieder da", sagt sie. Währenddessen räumt Ministerpräsident Jürgen Rüttgers (CDU) seine Niederlage ein.

Als um 18.00 Uhr die erste Prognose über die Bildschirme im Foyer des Adenauer-Hauses flimmerte, war es still, kaum eine Regung ging über die Gesichter der rund 150 Gäste. „Oh Mann, dass es sogar für Rot-Grün reichen könnte, das hätte ich nicht gedacht“, sagte ein CDU-Anhänger enttäuscht. Berliner Parteiprominenz ließ sich bei der Wahlparty zunächst nicht blicken. Der Parlamentarische Geschäftsführer der Unions-Fraktion, Peter Altmaier (CDU), gab das erste Interview via TV und nahm für die Niederlage auch die Bundes-CDU in die Pflicht. „Wir haben in Bund und Land gemeinsam gekämpft und gemeinsam verloren", sagte er. "Der Verlust trifft uns hart."

Jürgen Rüttgers übernimmt Verantwortung

Auch Ministerpräsident Jürgen Rüttgers zeigte sich zerknirscht. "Bitter“ nannte der 58-Jährige das Ergebnis, als er am Abend vor seine Anhänger trat: “Ich trage die politische Verantwortung für dieses Ergebnis." Die nordrhein-westfälische CDU stellte sich trotz der Wahlniederlage hinter ihren Landesvorsitzenden und Ministerpräsidenten. Der geschäftsführende Vorstand habe Rüttgers gebeten, „die Führung weiter wahrzunehmen“, sagte der CDU-Fraktionsvorsitzende im NRW-Landtag, Helmut Stahl. Er räumte die Niederlage seiner Partei ein. „Selbstverständlich ist das ein Ergebnis, das wehtut“, sagte Stahl am Sonntagabend im WDR-Fernsehen.

Hannelore Kraft: "Die SPD ist wieder da."

Die SPD-Spitzenkandidatin Hannelore Kraft wurde von ihren Anhängern umjubelt. „Hannelore, Hannelore Kraft-Kraft-Kraft“, skandierten sie. Applaus brandete auf, als die Spitzenkandidatin die Bühne betritt. Sie musste ihre „Fans“ mit beschwichtigenden Handbewegungen um Ruhe bitten, bevor sie ihre Rede halten kann: „Schwarz-Gelb ist abgewählt“, ruft sie. Wieder bricht ohrenbetäubender Jubel aus. Lauter ist der Beifall nur, als Kraft mit einem Lächeln hinzufügt: „Eine Botschaft geht von NRW hinaus ins ganze Land: Die SPD ist wieder da.“ Sie dankt ihrer Familie und ihren Parteifreunden in ihrer Heimatstadt Mülheim.

Sigmar Gabriel: Keine Mehrheit mehr für Schwarz-Gelb im Bund

Der SPD-Vorsitzende Sigmar Gabriel sieht nach dem Erfolg von SPD und Grünen in Nordrhein-Westfalen auch Auswirkungen auf die Mehrheitsverhältnisse im Bund. „Das System Rüttgers in Nordrhein-Westfalen ist abgewählt. Die Koalition hat auch im Bund keine Mehrheit mehr“, sagte Gabriel unter tosendem Beifall von SPD-Anhängern am Sonntagabend in der Berliner SPD-Parteizentrale. Mit ihrem Wahlerfolg in Nordrhein-Westfalen habe die SPD die Trendwende geschafft. Jetzt müsse die Partei aber auch noch deutlich machen, dass sie die bessere Alternative sei. „Die Arbeit fängt jetzt richtig an.“ Ausdrücklich gratulierte Gabriel auch „unseren Freunden von den Grünen“. Sie hätten ebenfalls ein tolles Ergebnis erzielt. Die SPD-Spitzenkandidatin Hannelore Kraft werde über eine mögliche Regierungsbildung zunächst mit den Grünen sprechen. Gabriel: „Ich glaube, das ist auch gut so.“

Grüne bangen um Koalition

Ein Bündnis mit der SPD ist die Wunschkonstellation der Grünen-Spitzenkandidatin Sylvia Löhrmann: „Es wäre Wahnsinn, wenn zwei Frauen zusammen dieses Land regieren könnten“, sagte die Fraktionschefin im nordrhein-westfälischen Landtag mit Blick auf die SPD-Spitzenkandidatin Hannelore Kraft. In der Berliner Grünenzentrale wurde nach dem ersten Jubel gleich gerechnet. Die Grünen-Anhänger reißen die Arme nach oben, klatschen, werden aber schnell wieder ruhig. Denn das Wunschbündnis mit der SPD ist unsicher.

Guido Westerwelle: Führungsdebatte in FDP nicht nötig

Der FDP-Bundesvorsitzende Guido Westerwelle sieht nach der Niederlage bei der Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen keinen Grund für eine Führungsdebatte in seiner Partei. Die FDP stehe nun „genau so zusammen, wie sie sich auch über Wahlerfolge freut", sagte der Außenminister am Sonntagabend in der ARD. Auf die Frage, was das NRW-Ergebnis für die Arbeit der schwarz- gelben Koalition im Bund bedeute, entgegnete Westerwelle: „Die Bundesregierung ist in vollem Umgang nicht nur willens zu handeln, sondern auch handlungsfähig. Die Regierungsarbeit geht ganz diszipliniert und mit klarem Kurs weiter.“

Der FDP-Spitzenkandidat in NRW, Andreas Pinkwart, gestand ein, dass man das Wahlziel nicht erreicht habe. "Der Trend stand gegen uns“, sagte er in Düsseldorf. Die FDP in Nordrhein-Westfalen musste „in einem ausgesprochen schwierigen Umfeld“ antreten, befand der Spitzenkandidat.

Oskar Lafontaine: Linke bereit, Regierungswechsel zu ermöglichen

Linken-Chef Oskar Lafontaine hat das Wahlergebnis in Nordrhein-Westfalen als „großen Erfolg“ bezeichnet und SPD und Grünen eine Zusammenarbeit angeboten. „Wir sind bereit, in NRW einen Regierungswechsel mit zu ermöglichen, wenn damit der Sozialabbau über den Bundesrat gestoppt werden kann“, erklärte er am Sonntagabend nach den ersten Hochrechnungen. Mit dem Wahlergebnis sei das Fünf-Parteien-System endgültig etabliert in Deutschland. dpa/ddp/AFP

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