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Bundeskanzlerin und CDU-Bundesvorsitzende Angela Merkel steht im "fedidwgugl"-Haus unter einem Herz, das wie ein Oktopus aussieht.

© dpa

Wahlkampf der CDU: Angela Merkel eröffnet das "fedidwgugl"-Haus

Mit einem begehbaren Haus will die CDU in Berlin-Mitte die Wähler für ihr Programm begeistern. Bundeskanzlerin Angela Merkel hat die Themenstationen am Freitag selber ausprobiert.

Die Roboter Emma und Dave sind von der Presse eingeschüchtert: Zwei Anläufe brauchen sie, bis der Wunsch von Generalsekretär Peter Tauber an der Wand klebt: „fedidwgugl“. Tauber schreibt das Wahlkampfmotto „Für ein Deutschland, in dem wir gut und gerne leben“ der CDU als Hashtag auf ein Tablet. Roboter Dave gibt Roboter Emma ein Blatt, sie schreibt es auf und gerät ins Stocken, da sich die Presse mit den Mikrophonen über eine Lichtschranke bewegt. Als Dave dann das Blatt an die Scheibe anbringt, fällt es herunter. Beim zweiten Versuch schaffte er es und der Zettel in Emmas Handschrift klebt nun an der Fensterscheibe.

Emma und Dave stehen die nächsten 37 Tage bis zur Bundestagswahl so genannten "fedidwgugl"-Haus der CDU in Berlin Mitte. Hier können sich die Wähler an sechs Stationen „spielerisch, unterhaltsam, aber auch nachdenklich“ mit den Themen der CDU auseinandersetzen, sagt Bundeskanzlerin Angela Merkel bei der Eröffnung vor Presse und der Jungen Union. Zumal nur wenige das gesamte Wahlprogramm mit Begeisterung lesen. Mit den Themenräumen seien wesentliche Aspekte des Programms mit allen Sinnen erlebbar. Das Haus macht innen den Eindruck, als habe es wenig mit Politik zu tun: Boden und Wände, teilweise mit Löchern und Rissen, bestehen aus grauem Beton. Die schwarz-rot-goldenen Linien auf dem Boden verraten aber, dass das Haus keinem Start-Up, sondern einer Partei gehört.

Der Rundgang beginnt mit den Robotern Emma und Dave, die die Wünsche der Besucher an die Wand kleben. Ein Raum, der aus 850 Kartons besteht, heißt „Familienpackung“. „Wir bieten passgenaue Angebote für Familien, die ihnen das Leben erleichtern“, sagt Merkel. Neben Kochbüchern für Kindern und einer Einladung zu einer Mehlschlacht von einem Kind an ein anderes können Besucher sich ausrechnen, wie viel Baukindergeld sie erhalten. Die CDU möchte dies in einer Höhe von 1.200 Euro pro Kind und Jahr einführen, über einen Zeitraum von zehn Jahren. Vier Bilder hängen an vier Kartons, eine Hetero-Familie mit einem, mit zwei, mit drei oder vier Kindern. Hinter dem Bild ist ein Safe, wer ihn öffnet, findet dort die Summe an Geld in Spiel-Euroscheinen, die ihm mit dem Baukindergeld zustehen.

Im Raum "Cyber Hero" erleben die Besucher die Gefahren des Internets

Der Mittelpunkt des Hauses ist ein 750 Kilogramm schweres rotes Herz, das von der Decke hängt. Es soll die deutsche Wirtschaft symbolisieren und sieht nur mit viel Fantasie aus wie ein Herz. Niemand kann unter dem Plüschteil durchlaufen, ohne dass er sich ducken muss. Ein Lautsprecher spielt eine Herzfrequenz ab, im Takt dazu pulsieren die roten Scheinwerfer. „Das Herz symbolisiert die wirtschaftliche Stärke“, so Merkel: „Es pumpt das Herzblut in alle Teile des Körpers und wenn das Herz nicht funktioniert, laufen die anderen Teile auch nicht richtig.“ Zur linken und rechten Seite des Herzens befinden sich zwei je 35 Quadratmeter große LED-Wände. Auf ihnen stehen die Entwicklungszahlen in gelb und rot zur Wirtschaft, von 2005 bis in die Zukunft: Patentanmeldungen, Brutto-Inlandsprodukt, Kaufkraft in Lohnminuten… Die Anzeige aktualisiert sich nach einer gewissen Zeit und bindet laut Merkel aktuelle Zahlen mit ein.

Im Raum „Cyber Hero“ erfahren die Besucher mehr über die Gefahren des Internets: Sie sollen Personen und die Welt vor Cyberangriffen retten. Der Raum ist abgedunkelt, auf dem Boden stehen blaue Leuchtstrahler und von den Bildschirmen strömt weißes Licht. In einem Spiel fallen Begriffe auf ein Kind herunter, mal in positiver, mal negativ konnotierter Jugendsprache. Die negativen Ausdrücke dürfen die Person nicht treffen, zur Abwehr dient ein Regenschirm. Im „Youropa“-Zimmer zeigt sich Merkel sichtlich begeistert. Der Raum besteht aus einer Kuppel, die mit dem Sternenhimmel in blaues Licht getaucht ist. An einem Bildschirm gibt Merkel ihren Namen ein und wählt von 20 Begriffen einen aus: Freiheit. Auf der Kuppel steht nun an einer Stelle: „Freiheit“ und darunter „Angela Merkel“.

Der „Zukunftsspiegel“, ist laut Merkel ein witziger Raum, der aber wegen der tragischen Vorkommnisse in Barcelona noch nicht öffnet. Das Haus hat zwar interessante Elemente, die zur Beteiligung einladen, jedoch gibt es in den meisten Räumen mehr Spielereien als Information. Ob sich die Besucher dadurch vom CDU-Wahlprogramm überzeugen lassen, ist fraglich.

Nach dem Rundgang läuft die Bundeskanzlerin in anliegende Geschäfte und verteilt Flyer. Als letztes spricht sie mit einem Postboten und lädt ihn ein, das begehbare Haus zu besuchen. Ob er hingeht? „Muss ich erstmal mit meiner Frau absprechen, wir haben eine fünfjährige Tochter“, sagt er.

Laura Weigele

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