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Wahlkampf in Kalifornien: Der Gute-Laune-Mann

Arnold Schwarzenegger überlegt sich dieser Tage genau, mit wem er sich blicken lässt. Auftritte mit den Filmstars George Clooney und Danny DeVito schmücken den Wahlkampf des früheren Action-Helden, der am 7. November als Gouverneur von Kalifornien bestätigt werden will.

Washington - Für seinen Parteifreund George W. Bush sieht Schwarzeneggers Wahlkampf-Drehbuch indes nicht mal eine Statistenrolle vor. Der Gouverneur hält Abstand, denn Bush und die Republikaner tragen das Stigma schlechter Umfragewerte. Schwarzenegger präsentiert sich lieber als Gute-Laune-Mann, der über den Parteien steht. Mit Erfolg: Trotz verbreiteten Missmuts über die Republikaner kann er mit seiner Wiederwahl rechnen.

Schwarzenegger hat viel Häme einstecken müssen, als er vor drei Jahren erstmals für den höchsten Posten im bevölkerungsreichsten Bundesstaat der USA kandidierte. "Conan der Barbar" im Gouverneurspalast? Der "Terminator" an der Regierungsspitze? Der Spott über Schwarzeneggers Ambitionen gedieh prächtig. Doch der muskelbepackte Filmheld hat sich als ernst zu nehmender Politiker und geschickter Stratege erwiesen. Mit Lust an der Provokation und Gespür für die Wünsche des Publikums stellt er sich immer wieder gegen das konservative Establishment seiner Partei. In dem von liberalen Demokraten dominierten Staat positionierte der Republikaner sich geschickt als Mann der Mitte.

Auf Distanz zu Bush

Als Bush Anfang des Monats in Kalifornien war, blieb Schwarzenegger in der Deckung. Keine Begrüßung am Flughafen, kein gemeinsamer Auftritt, nichts. "Präsident Bush kam zum Spendensammeln nach Kalifornien. Es gab keinen Grund, ihn zu treffen", sagt Schwarzenegger kühl. Nicht nur in den Umfragen, auch in den politischen Auffassungen liegen Welten zwischen den beiden Republikanern. Dem schillernden Body-Builder Schwarzenegger ist die moralisierende Religiosität des Präsidenten fremd. Anders als Bush tritt er für das Recht auf Abtreibung, für die Stammzellenforschung und gegen ein Verfassungsverbot für die Homo-Ehe ein.

"Schwarzenegger bemüht sich sehr darum, die Distanz zu Bush so groß wie möglich zu halten", sagt die Politologin Sherry Bebitch Jeffe von der University of Southern California. Schwarzenegger sei zudem "sehr geschickt darin, den Demokraten die Themen wegzunehmen" und als eigene Position zu verkaufen. In offenem Gegensatz zu Bush stellte er sich hinter das Kyoto-Protokoll und kündigte an, den Ausstoß von Treibhausgasen in seinem Staat bis 2020 um ein Viertel zu senken. Außerdem hob er den Mindestlohn von 6,75 Dollar auf acht Dollar pro Stunde an und startete eine Initiative für billigere Medikamente. Mit Bush auf einer Linie ist er in der Frage der Todesstrafe. In seiner Amtszeit wurden bislang drei Verurteilte hingerichtet.

Wie im Showbusiness

"Schwarzenegger ist ein solider, pragmatischer Gouverneur mit einem moderaten Kurs", lobte die "Los Angeles Times", die seine Wiederwahl empfiehlt. In den drei Jahren seiner Amtszeit zeigte Schwarzenegger sich in unterschiedlichen Rollen. Sobald er merkte, dass eine Rolle nicht ankam, schlüpfte er in die nächste - so wie im Showbusiness. So gab er nach seinem Amtsantritt zunächst den starken Mann, der die Parlamentsmehrheit der Demokraten mit beträchtlicher Rauflust herauszufordern liebte. Er bereicherte damals das Polit-Vokabular um den Begriff "girlie men" (Mädchen-Männer), mit dem er die seiner Ansicht nach verweichlichten demokratischen Abgeordneten schmähte.

Das Ergebnis war, dass das Parlament seine Gesetzesinitiativen reihenweise abblitzen ließ. Vor einem Jahr stellte er acht Initiativen in einem Referendum zur Abstimmung, und die Wähler lehnten alle rundweg ab - die Faust der Demokratie streckte den "Gouvernator" nieder. Doch er rappelte sich wieder auf und versuchte sich in der Rolle des Softies, der mit der Opposition zusammenarbeitet. Das kommt offenbar an: In Umfragen kommt er nun auf 50 Prozent, sein demokratischer Herausforderer Phil Angelides ist mit 33 Prozent weit abgeschlagen. (Von Peter Wütherich, AFP)

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