zum Hauptinhalt

Politik: Wahlmanipulation: Juntachef flieht aus Elfenbeinküste

Nach der Flucht von Juntachef Robert Guei vor den Protesten zehntausender aufgebrachter Oppositionsanhänger ist der Sozialist Laurent Gbagbo im staatlichen Fernsehen als neuer Präsident der Elfenbeinküste aufgetreten. Gbagbo dankte am Mittwoch seinen Anhängern und sagte, das Vorgehen Gueis habe nicht akzeptiert werden können.

Nach der Flucht von Juntachef Robert Guei vor den Protesten zehntausender aufgebrachter Oppositionsanhänger ist der Sozialist Laurent Gbagbo im staatlichen Fernsehen als neuer Präsident der Elfenbeinküste aufgetreten. Gbagbo dankte am Mittwoch seinen Anhängern und sagte, das Vorgehen Gueis habe nicht akzeptiert werden können. "Deshalb habe ich Sie zum Widerstand aufgerufen. Ich danke Ihnen dafür, dass Sie spontan in großer Zahl meinem Aufruf gefolgt sind." Nach Informationen des britischen Rundfunksenders BBC landete Guei am Mittwochnachmittag in Cotonou, der Hauptstadt des westafrikanischen Landes Benin.

Als bekannt wurde, Guei sei nicht mehr in Abidjan, jubelten mehrere tausend Menschen auf den Straßen der Wirtschaftsmetropole. Guei hatte sich am Dienstag zum Sieger der Präsidentenwahl erklärt und unmittelbar darauf den Ausnahmezustand über das Land verhängt. Bei der Niederschlagung von Demonstrationen gegen Guei sollen nach Oppositionsangaben neun Menschen getötet worden sein. Auch wurde die Präsidentengarde von Guei-feindlichen Soldaten angegriffen.

Am Mittwoch zogen dann Zehntausende zum Präsidentenpalast. Die Präsidentengarde stellte ihr Feuer ein. Mit dem Rücktritt von Regierungssprecher Henri Sama fiel die Militärjunta auseinander. Der französische Außenminister Hubert Vedrine erklärte, jetzt sei eine Rückkehr zu einer verfassungsmäßigen Situation dringlich.

Gbagbo hatte sich in einer Reaktion auf das Vorgehen Gueis am Dienstag ebenfalls zum Staatschef ernannt. Vor ihrer Auflösung durch die Militärs hatte die nationale Wahlkommission Gbagbo mit 51,35 Prozent vor Guei (40,4 Prozent) gesehen.

Neben Abidjan kam es in mehreren Landesteilen zu Protesten. So soll das öffentliche Leben in der zweitgrößten Stadt Bouake (330 000 Einwohner) stillgestanden haben, nachdem dort Demonstranten alle Zugangswege blockiert hatten. Auch in der Hafenstadt San Pedro gab es Demonstrationen.

In einer ersten Reaktion begrüßte Südafrika die Entwicklung und forderte eine schnelle "Normalisierung" der Lage. Präsident Thabo Mbeki hatte in den vergangenen Wochen mehrfach Guei aufgefordert, saubere Wahlen zu organisieren. Nach Informationen aus Abidjan stellte sich auch der Botschafter der Elfenbeinküste in Deutschland hinter Gbagbo. Die EU hatte zuvor mit Sanktionen gedroht, nachdem sich Guei zum Wahlsieger erklärt hatte. Der Wählerwille müsse respektiert werden, hieß es in einer Erklärung. Auch die USA hatten die Wahlen als "manipuliert" bezeichnet.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false