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Politik: Wahrheit oder Propaganda?

Angeblich wurden an der Islamischen Universität in Gaza sieben iranische Terrorverdächtige und Geheimagenten festgenommen

Der Iran hat im Gazastreifen wohl endgültig Fuß gefasst. Teheran will von dort aus offenbar seinen Kampf gegen Israel fortführen – nachdem die Hisbollah seit dem Libanonkrieg stillhalten muss. Im Büro des Palästinenserpräsidenten Mahmud Abbas in Ramallah wird derweil der Telefonhörer aufgelegt, sobald man sich nach dem Wahrheitsgehalt der Meldung erkundigt, wonach sieben iranische Terrorverdächtige, Chemiker und Geheimdienstler in Gaza gefasst wurden. Eigentlich hätte Abbas als Fatah-Vorsitzender alles Interesse an dieser Meldung, denn sie würde den endgültigen Beweis liefern, dass die radikalislamische Hamas von Teheran ferngesteuert wird und sie wohl erheblich diskreditieren.

Abbas ist nicht der Einzige, der dazu schweigt. Auch Mohammed Dahlan, der starke Mann der Fatah im Gazastreifen, und längst zu Abbas’ „Kronprinzen“ erkoren, hüllt sich in Schweigen. Seine Leute waren die Ersten, die über die Festnahme von sieben Iranern in der Islamischen Universität und den Selbstmord eines weiteren berichteten. Seitdem sind drei Tage vergangen, doch noch immer fehlt jeder Beweis für die Existenz der Iraner. So wurde bislang noch kein Foto der Festgenommenen veröffentlicht. Die Zweifel am Wahrheitsgehalt der Festnahme-Meldung steigen daher stündlich. Die Gegenseite, Hamas, beschuldigt Dahlan der Propaganda. Hätte Hamas iranische Berater, würde sie diese sicherlich nicht in der Universität, sondern in geheimen Verstecken unterbringen. Demgegenüber behauptet Fatah, die Fakultäten für Chemie und Physik an der Islamischen Universität seien Rüstungsfabriken der Hamas.

Sollte sich herausstellen, dass Fatah tatsächlich nicht nur ein paar iranischer Geheimdienstler habhaft geworden ist, sondern dass auch Spezialisten für chemische Kriegsführung festgenommen wurden, dann würde dies eine neue Dimension in die Kämpfe bringen. Der palästinensisch-israelische Konflikt würde auf eine viel explosivere Ebene gehoben. Denn falls der Iran Hamas bei der Beschaffung und Herstellung von unkonventionellen Sprengköpfen hilft, so ergibt sich für Israel eine absolut neue strategische Gefahr, auf die der jüdische Staat mit all seiner militärischen Macht reagieren würde.

Der israelische Vize-Verteidigungsminister Ephraim Sneh wollte die Festnahme der Iraner nicht bestätigen, sagte aber, eine solche würde ihn nicht überraschen. Denn die Präsenz iranischer Berater passe in die gesamten Aktivitäten Teherans in den Reihen der Feinde Israels. Der Iran finanziere und liefere nicht nur Waffen für Hamas und den Islamischen Dschihad sowohl im Gazastreifen als auch im Westjordanland, sondern er sei „auch sehr intensiv beschäftigt mit dem Training und der Anhebung der professionellen Fähigkeiten der Terroristengruppen in Gaza“. Dass der Iran der Hamas-Regierung viele Millionen Dollar zukommen lässt, weiß man nicht erst, seit Ministerpräsident Ismail Hanija nach Besuchen in Teheran 25 Millionen Dollar Bares heimbrachte. Zahllose junge Hamas-Aktivisten schleusen von ihren Iran- reisen ein möglicherweise viel gefährlicheres Gut durch den ägyptisch-palästinensischen Zoll: Wissen in Terrorkampf und in Raketentechnik.

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