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Politik: „Waldschutz sichert Frieden“

Unep-Chef Töpfer über den politischen Ertrag von Klimaschutz

Russland hat mehrfach versprochen, das KlimaschutzAbkommen von Kyoto endlich zu ratifizieren. Passiert ist nichts. Tritt das Kyoto- Protokoll trotzdem dieses Jahr in Kraft?

Es ist bis zur höchsten Stelle festgehalten worden: Russland will dieses Protokoll ratifizieren. Wir sind jetzt auch darüber informiert, dass der September der entscheidende Monat dafür sein soll. Nach wie vor gehe ich davon aus, dass Russland dieses Versprechen auch verwirklichen wird. Eine Entscheidungshilfe könnte die Anerkennung so genannter Senken sein. Also die Frage, in welchem Maße das Vorhandensein von Wäldern und verschiedene Landnutzungen als Kohlendioxid- Speicher angerechnet werden.

Auch in den USA wird über das Klima diskutiert. Inzwischen fordern Aktionäre von ihren Unternehmen Riskikobewertungen, was der Klimawandel sie kosten könnte. Wird das die amerikanische Politik beeinflussen?

Die Entwicklung in den Vereinigten Staaten war auch in der Vergangenheit immer sehr differenziert. Beispielsweise gibt es in Kalifornien ein staatliches Klimaschutzziel und auch einige Oststaaten planen eine Gesetzgebung, um den Ausstoß von Kohlendioxid (CO2) und anderen Treibhausgasen zu reduzieren. Dasselbe gilt für die Privatwirtschaft. Es gibt viele bedeutende Unternehmen, die ernsthaft daran arbeiten, ihren CO2-Ausstoß zu verringern, auch durch Investitionen. Amerika hat ja nicht in Abrede gestellt, dass es einen Klimawandel gibt, der von den Menschen verursacht wird. Sie haben bezweifelt, ob das Kyoto-Protokoll das richtige Instrument ist. Aber dass man handeln muss, um die ungebremste weitere Emission von CO2 und anderen Klimagasen zu vermeiden, ist auch dort unstrittig. Diese Rückkopplung mit der Privatwirtschaft und die damit verbundenen wirtschaftlichen Konsequenzen sind auch für die US-Politik sehr bedeutsam.

Die USA haben, übrigens mit deutscher Unterstützung, eine Kongobecken- Initiative angekündigt. Damit sollen die letzten Regenwälder Afrikas gerettet werden. Hat diese Initiative begonnen, obwohl Krieg herrscht?

Ich hatte vor wenigen Tagen noch die Chance, bei der Konferenz der afrikanischen Umweltminister in Mosambique mit drei Ministern aus dem Kongobecken zu sprechen, dem Minister aus Kongo-Brazzaville, seinem Kollegen aus der Zentralafrikanischen Republik und dem aus Gabun. Es ist eine ganz wichtige Initiative. Aus dieser Partnerschaftsinitiative in Johannesburg haben sich bereits Folgeinitiativen entwickelt. Wenn es wirklich gelingt, diese Wälder zu erhalten, und zwar in einer Weise, dass es dafür auch einen ökonomischen Anreiz für diese Länder gibt, dann nutzt das nicht nur der Umwelt, sondern sichert auch den Frieden. Denn viele dieser Konflikte sind letztlich Kriege oder Bürgerkriege um Rohstoffe. Da geht es um Mineralien, aber auch um die Wälder, die ein gewaltiges Kapital darstellen. Wer dort hilft, den Ländern die Erhaltung der Wälder möglich zu machen, der trägt auch zum Frieden im Kongobecken bei.

Das Interview führte Dagmar Dehmer

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