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Betreuer*innen in Kinderheimen oder Psychiatrien können momentan nicht aus dem Homeoffice arbeiten.

© Peter Kneffel/dpa

Political Animal: Warum Soziale Arbeit in der Krise besonders wichtig ist

SozialarbeiterInnen hatten schon vor Corona prekäre Arbeitsbedingungen. Jetzt sind sie bei psychischen Krisen gefragt und trotzdem unzureichend geschützt.

Wollen wir uns einmal umschauen in der Krise, wen wir vielleicht noch nicht ausreichend gesehen haben, gesehen im Sinne von: erkennen und anerkennen? Nun, da über systemrelevante Berufsgruppen und sogenannte Care-Berufe geredet wird, bleibt die soziale Arbeit „weitestgehend unsichtbar“. Das sagt der „Deutsche Berufsverband für Soziale Arbeit (DBSH)“ – und er sagt es wohl zu Recht.

Arbeitsbedingungen waren für SozialarbeiterInnen schon ohne die Coronakrise schwierig. Oft sind Einrichtungen unterbesetzt, Ressourcen und Entlohnung der Mitarbeitenden gering. In diesen Zeiten ist der Arbeitseinsatz noch höher, doch die Mittel steigen nicht. Eine prekäre Lage, kann man sagen.

Ob stationäre Jugendhilfe, Einrichtungen für Geflüchtete oder Wohnungslose: Was tun, wenn dort Corona ausbricht? Schutzkleidung und Pläne für Quarantänesituationen liegen in vielen Einrichtungen nicht vor, beklagt der Landesverband. Die Verantwortung für Notfallpläne ist delegiert, liegt bei bezirklichen Gesundheits- und Jugendämtern; die sind aber auch stark beansprucht. Die Fachkräfte der sozialen Arbeit sind bei der Ausweitung der Notbetreuung wohl nicht, oder nicht immer, berücksichtigt.

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Da haben sie dann schwierige Entscheidungen für sich zu treffen. Denn gerade sie sind für die Menschen von Risikogruppen, bei psychischen Krisen oder bei häuslicher Gewalt wichtig. Und besonders in dieser Zeit.

„Der Senat muss bei der Regelung für Notbetreuung dringend nachbessern. Die Jugendämter müssen maximal handlungsfähig sein, und wenn Kolleg_innen in stationären Einrichtungen in Quarantäne gehen, müssen ihre Familien entlastet werden“, fordert der Berliner Landesvorsitzende Hannes Wolf. Betroffen sind, wie bei vielen Care-Berufen, überwiegend Frauen.

Svenja Ketelsen, Sozialarbeiterin in der Obdachlosenhilfe, erklärt darüber hinaus: „Wir brauchen Notfallpläne und Schutzkonzepte für stationäre Einrichtungen. Es kann nicht sein, dass da jeder Träger sich selbst überlassen bleibt.“ In den stationären Einrichtungen wie der Kinder- und Jugendhilfe, der Wohnungslosenhilfe oder der Arbeit mit Geflüchteten aber ist die Situation besonders herausfordernd. Und die Zustände in Massenunterbringungen könnten zunehmend problematisch werden. Eindringlich verweist Wolf darauf, dass für SozialarbeiterInnen sozialer Abstand keine Option sei. Senioren oder Menschen mit Behinderungen seien teils stark isoliert und benötigten den Zuspruch durch die Fachkräfte. Sie müssten das auffangen.

Der Bundesverband vertritt die Interessen von etwa 6.000 SozialabeiterInnen. Was die sich wünschen? Schnelle und tragfähige Pandemie-Konzepte, die „Soziale Arbeit als Menschenrechtsprofession“ deutlich machen. Man könnte auch sagen: die zeigen, dass man ihre Arbeit sieht, und zwar im Sinne von anerkennt.

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