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Markus Söder (CSU), Ministerpräsident von Bayern.

© Peter Kneffel/dpa

Was den bayrischen Ministerpräsidenten antreibt: Ehrgeiz, Wut und Furcht - Söders Macher-Dreiklang

Alles Söder oder was: Das ist sein Glück - aber auch eine Herausforderung. Er kann keinem die Schuld zuschieben. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Stephan-Andreas Casdorff

Markus Söder - was treibt ihn, was treibt ihn an? Wahrscheinlich dreierlei: Ehrgeiz, unbändiger sogar; Wut (unterdrückte, weil er kein schlechter Verlierer gegen Armin Laschet sein will); und Furcht - davor, bei der nächsten Wahl noch schlechter abzuschneiden als bei der letzten Landtagswahl.

Bei der fuhr die CSU unter ihm als Chef das historisch schlechteste Ergebnis ein, rund 37 Prozent. Für 38 Prozent musste übrigens Horst Seehofer gehen, auf massives Betreiben von - Söder. Nun gibt es in der CSU von heute niemanden mehr, der seiner- oder ihrerseits Söder so unter Druck setzen könnte wie er vor Jahren den Vorgänger.

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Alles Söder oder was: Das ist sein Glück - aber auch eine Herausforderung. Er kann keinem die Schuld zuschieben. Eigentlich. Wenn da nicht Laschet mit seinen Patzern als Kanzlerkandidat wäre. Die setzen der CSU noch zusätzlich zu. In der will Laschet schon niemand mehr, bevor der auch nur einen Tag Bundeskanzler war.

Außerdem wirken noch die Freien Wähler auf die Lage in Bayern ein, der Koalitionspartner, den die vermeintlich großmächtige CSU doch tatsächlich braucht. FW-Chef Hubert Aiwanger, Vizeministerpräsident und Wirtschaftsminister, hat seinen eigenen Kopf, widerspricht in der Coronapolitik und darüber hinaus. Das kratzt am Bild von Söder als dem großen Macher, der sich nicht stoppen lässt, der überall hineinregiert, und ärgert den schon sehr.

Dass Aiwanger sich beispielsweise persönlich nicht impfen lassen will, hat Söder willkommene Gelegenheit geboten, ihn in einer Weise zu kritisieren, die den empört. Er, Söder, mache sich Sorgen um ihn - das ist schon eine sehr subtile Art, Aiwangers Befähigung insgesamt infrage zu stellen.

Söder beäugt seinen Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger.
Söder beäugt seinen Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger.

© Sven Hoppe/dpa

Und es erinnert an das Wort von den „Schmutzeleien“, das seinerzeit Seehofer in Bezug auf Söders Treiben prägte. Immerhin hat Aiwanger mehr als einmal betont, er sehe im Impfen einen Bestandteil der Strategie gegen Corona: „Im Gesamten“ sei das „sicherlich sinnvoll“. Womöglich baut der bayerische Ministerpräsident darauf, dass Aiwanger wegen seiner gezielten Provokationen die Nerven verliert und am Ende Neuwahlen nötig werden.

Nach dem Motto: Wer die Regierung verlässt, wird verlieren - die Freien Wähler. Und für Söder wäre der Weg frei, seine Vorstellungen von schwarz-grüner Zusammenarbeit bis hin zu einer Koalition zu verfolgen. Auf Landesebene. Es sei denn, Laschet könnte sich doch nicht halten. Auf Bundesebene ist Söder ja schon länger ein Treiber in diese Richtung.

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