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Was der CDU-Basis auf der Seele brennt: "Wenn Merkel weg ist - haben wir dann ein Problem?"

Die CDU-Basis ist unzufrieden mit der Selbstdarstellung ihrer Partei - und mit ihren Inhalten. Da hat Generalsekretär Peter Tauber an der Basis seine Mühe, Reformfreude zu vermitteln. Ein Ortstermin im Berliner Westen.

Von Robert Birnbaum

Es gibt so Fragen, die brennen der Basis einfach auf der Seele. „Wenn Angela Merkel irgendwann abtritt“, liest Thomas Heilmann von dem Zettel ab, den er aus dem Saal bekommen hat, „haben wir dann ein Problem?“ Heilmann ist, außer Senator, auch CDU-Kreisvorsitzender in Berlin-Zehlendorf. Als solcher sitzt er am Montagabend auf der Bühne des Primussaals, um CDU-Generalsekretär Peter Tauber bei der Reform der Partei zu helfen. Von unten in bequemen Sesseln schaut die Basis hoch. Eine CDU ohne Merkel macht ihr Sorge.

Peter Tauber erzählt erst mal, wie furchtbar für ihn Helmut Kohls letzter Wahlkampf war und das Gefühl „Jetzt ist der Dicke weg!“, und wie dann plötzlich Neue kamen, die vorher kaum einer kannte, Roland Koch zum Beispiel oder eben Merkel. „Ich glaube, dass die CDU auf lange Sicht kein Problem ohne Angela Merkel hat“, resümiert er.

Die Frage passt eigentlich nicht ins Konzept, auch wenn es an diesem Abend durchaus um die Zukunft der CDU gehen soll. Bis Ende 2015 soll Merkels General der Partei eine Reform nicht am Haupt, aber an den Gliedern verpassen. Eine Online-Plattform ist eingerichtet für Vorschläge von Mitgliedern, außerdem tingeln Tauber und sein Vize-Kommissionschef Jens Spahn durch Dutzende Kreisverbände. Das Problem, das sie lösen sollen, ist simpel: Der Volkspartei CDU schwindet das Parteivolk. Die Jungen haben keine Lust auf Kreisvorstandssitzungen mit Satzungsdebatten, die Alten geraten aus der Puste. Tauber erzählt vom Schatzmeister seines Kreisverbands, der aufgehört hat, weil er kein Onlinebanking mehr lernen wollte mit 91 Jahren.

Die Basis kennt das Problem. Sie hört auch geduldig zu, wie Tauber von neuen Formen der Beteiligung redet, von „Schnuppermitgliedschaften“ und einem Neumitgliederbeauftragten. Aber die Fragen, die die Mitglieder zum Podium hinaufreichen, haben nichts mit Organigrammen zu tun. Es geht um Inhalte, aber auch um die Eigendarstellung. Hier im bürgerlichen West-Berlin finden die etliche ein bisschen peinlich.

Wieso ein Plakat mit dem Spruch „Gemeinsam erfolgreich“ dazu animieren solle, CDU zu wählen, fragt zum Beispiel ein junger Mann. Der Bundestagsabgeordnete Hans-Georg Wellmann beklagt gar „seichte Unterhaltungslyrik“ in Verlautbarungen aus der Parteizentrale. Tauber verteidigt die eigene Truppe: „Ich bin ja nicht die FDP!“ Die Positionen der CDU müssten nicht nur Akademiker verstehen, sondern auch Berufsschüler. Und was Plakate angehe: Die sollten ja nur zeigen, dass die CDU „da ist“. Was freilich – da dreht sich dann der Abend im Kreis – erstens voraussetzt, dass das richtige Gesicht den Spruch illustriert. Und zweitens, dass sich noch jemand findet, der das Plakat klebt.

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