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Schimmel im Rücken. Der Bundesvorsitzende der SPD, Sigmar Gabriel, am 09.04.2016 während des Landesparteitages der SPD in Braunschweig.

© dpa

Was sagt uns das?: Sigmar Gabriel und die weißen Schimmel

Sigmar Gabriel hatte einen Auftritt beim Landesparteitag der SPD in Braunschweig. Da waren im Hintergrund Schimmel zu sehen. Was sagt uns das? Eine Glosse.

Eine Glosse von Lars von Törne

Immer, wenn Sigmar Gabriel das Podium betritt, schmilzt alles, was hinter, vor und neben ihm steht, zur Staffage zusammen, verdrängt von der Dynamik des machtvollen Redners. Doch wenn die Attacke vorüber ist, wenn der Blick wieder frei ist für Nuancen, kommen Fragen auf. Was war das denn da am Sonnabend in Braunschweig? Mit diesen riesigen weißen Pferden auf dem Plakat hinter dem Podium?

Klar, wir wissen natürlich, was Gabriel selbst zu diesem Thema meint. Der demokratische Sozialismus, hat er vor ein paar Jahren gesagt, der sei ein weißer Schimmel. Deshalb liegt die Interpretation nahe, dass die Regie beim niedersächsischen Parteitag einfach ein paar demokratische Sozialisten zeigen wollte, die keinem Lager zuzuordnen sind, aber konsequent nach vorn galoppieren, über Stock und Stein oder Merkel und Petry, ganz egal.

Aber, Moment: Niedersachsen? Pferde. Das ist das Land, das sich die Tiere, symbolisch verknappt, ans Dach nagelt, dahinter steckt also auch ein landsmannschaftlicher Bezug. Allerdings stellen wir uns das niedersächsische Pferd doch eher nicht so wild und elegant vor, sondern eher kurzbeinig die Scholle durchpflügend, eben wie ein echter Sozi auf Wahlkreistour. Und ganz sicher nicht von so unberührter, geradezu einhorniger Reinheit.

Aber schauen wir weiter. „Wir setzen aufs richtige Pferd“ steht da plakativ geschrieben, was ein wenig verwirrend klingt, wenn gleich ein halbes Dutzend galoppiert. Wissen die überhaupt, welches das richtige ist? Oder ist der Vorsitzende selbst gemeint, ist er persönlich der weiße Schimmel Sozialismus?

Was für ein Motiv

Es gibt noch einen Anhaltspunkt. „Zusammenhalt“ ist über den Pferden zu lesen, aber nicht einfach so. „ZUSAMMEN“ steht da in fetten roten Lettern aufrecht wie ein Juso vor der FDP-Zentrale, während die Buchstaben „HALT“ in Violett ein wenig nach rechts kippen. Das lässt einen weiten Interpretationsspielraum zu – es könnten die inneren Kräfte gemeint sein, die einen SPD-Ortsverein ebenso zusammenhalten wie eine Herde schnaubender Mustangs. Denkbar wäre aber auch eine Aussage wie jene, man sei halt zusammen, dumm, aber grad nicht zu ändern.

In der Bildsprache des Plakats steckt noch mehr drin. Werden die Pferde, reiterlos, an der 20-Prozent-Hürde straucheln? Setzt die SPD im Wähler-Tief gefährlichen Schimmel an?

So oder so: Das Motiv kommt erst mal auf Wiedervorlage.

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