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Politik: Was tust du, Junge?

Foto: Rückeis / Montage: DP HINTER DEN LINDEN Wenn Politiker, um Politik zu machen, Experten zu Rate ziehen, dann wendet sich die Allgemeinheit häufig mit Grausen ab. Denn unter diesen Experten stellt man sich ältliche Damen und Herren vor, die in muffigen Stuben herumstudiert und geforscht haben.

Von Antje Sirleschtov

Foto: Rückeis / Montage: DP

HINTER DEN LINDEN

Wenn Politiker, um Politik zu machen, Experten zu Rate ziehen, dann wendet sich die Allgemeinheit häufig mit Grausen ab. Denn unter diesen Experten stellt man sich ältliche Damen und Herren vor, die in muffigen Stuben herumstudiert und geforscht haben. Und solche Leute, das weiß man ja, die versagen meistens schon dabei, im Supermarkt die nötigen Utensilien zum täglichen Leben einzukaufen. Noch weniger, und dies ist die weit verbreitete Vermutung, sind diese Experten in der Lage, praxistaugliche Konzepte etwa für die Reform des Gesundheitswesens vorzulegen. Alles Vorurteile, wie wir jetzt wissen. Denn kein Geringerer als der Berliner Experte Gert Wagner liefert den Beleg, dass auch die Ideen von Wissenschaftlern einer strengen gesellschaftlichen Kontrolle unterliegen, bevor sie von Politikern zu Politik gemacht werden. Dieser Gert Wagner nämlich, im Hauptberuf Wissenschaftler am Berliner Forschungsinstitut DIW, hatte unlängst mal in seiner Studierstube darüber nachgedacht, ob das Krankenversicherungssystem eigentlich zu retten sei, wenn man die privaten Krankenversicherungen abschafft. Irgendwer schnappte den Gedanken auf und schon meldeten Radio- und Fernsehsender am Sonnabend, die Rürup-Kommission zur Reform des Gesundheitswesens, der Wagner angehört, wolle seine Idee zur Regierungspolitik machen. Doch kaum war die Meldung in der Öffentlichkeit, dementierte Wagner das Ganze als Medienente. Der Grund: ein Anruf seiner Mutter. Die selbstbewusste Dame hatte ihren Experten-Sohn, kaum dass sie von dessen Plänen gehört hatte, mit den Worten zur Ordnung gerufen: „Was machst du denn da schon wieder für einen Unsinn, Junge.“

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