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Politik: Was wollten die Terroristen in Wien? - die Polizei spekuliert über die Motive von Horst Ludwig Meyer und Andrea Klump

"Ein, zwei Tage" wird es nach Ansicht des österreichischen Sicherheits-Generaldirektors Michael Sika dauern, bis die Ermittler die näheren Umstände beim Aufenthalt des mutmaßlichen Terroristen der Roten Armee Fraktion (RAF), Horst Ludwig Meyer, in Wien aufklären können. Der 43-jährige Deutsche war am Mittwoch bei einem Schusswechsel mit der Polizei in Wien-Donaustadt getötet worden.

"Ein, zwei Tage" wird es nach Ansicht des österreichischen Sicherheits-Generaldirektors Michael Sika dauern, bis die Ermittler die näheren Umstände beim Aufenthalt des mutmaßlichen Terroristen der Roten Armee Fraktion (RAF), Horst Ludwig Meyer, in Wien aufklären können. Der 43-jährige Deutsche war am Mittwoch bei einem Schusswechsel mit der Polizei in Wien-Donaustadt getötet worden. Seine unverletzt festgenommene Begleiterin wurde in der Nacht zum Donnerstag anhand von Fingerabdrücken und Fotos als Andrea Klump identifiziert. Ermittlungen sollen klären, ob sie ebenfalls noch immer zur RAF gehören.

Das Pärchen muss sich in Wien-Donaustadt sehr auffällig benommen haben. Laut österreichischen Medienberichten waren Meyer und seine 42-jährige Begleiterin Anwohnern schon seit Juli aufgefallen, weil sie mit Sonnenbrillen und Kappen getarnt häufig an einer bestimmten Straßenecke herumlungerten. Einem der argwöhnischen Nachbarn sei es sogar gelungen, das Paar bei einer dieser Aktionen zu fotografieren und die Bilder schließlich der Polizei zukommen zu lassen. Als die beiden am Mittwochmorgen wieder auftauchten, rief eine Anwohnerin vereinbarungsgemäß die Polizei.

Eine Streife rückte zur Überprüfung an. Meyer zog eine Pistole, entwaffnete eine Gendarmin und floh. Als ihn das Sondereinsatzkommando Wega später stellte, verletzte der gebürtige Schwenninger einen Beamten und wurde in dem folgenden Schusswechsel schließlich selbst erschossen.

Andrea Klump ließ sich daraufhin widerstandslos festnehmen, nachdem sie ein Springmesser weggeworfen hatte. Die 42Jährige schwieg nach Darstellung der Polizei bei den Verhören zunächst eisern, bat am Donnerstag jedoch, mit ihren Geschwistern in Kontakt treten zu dürfen.

Die österreichische Staatspolizei, die mit zwei nach Wien entsandten Beamten des Bundeskriminalamts in Wiesbaden zusammenarbeitet, war über die schnelle Veröffentlichung der Identität Meyers nicht besonders glücklich. Am Donnerstag lagen den Ermittlern in Wien noch keine Erkenntnisse vor, was das Paar in Wien geplant oder wo es gewohnt hat.

Die Fahnder versuchen nun zu klären, in welche Schlösser die zahlreichen Schlüssel passen, die bei den mutmaßlichen Terroristen gefunden wurden. Die Straße, die Meyer und Klump offensichtlich observierten, führt zum Komplex der Vereinten Nationen in Wien - der "UNO-City". Da in der Nähe auch zwei Bankfilialen liegen, schließen die Ermittler jedoch nicht aus, dass die beiden abgetauchten RAF-Mitglieder bei einem Überfall Geld beschaffen wollten.

Eine Verbindung gibt es offensichtlich nach Italien. Meyer und Klump, die der Verwicklung in den Mord am Deutsche-Bank-Sprecher Alfred Herrhausen im November 1989 verdächtig sind, hatten gefälschte italienische Pässe bei sich, die Anfang der 90er Jahre gestohlen worden waren. Die Seriennummer einer "Beretta"-Pistole mit Schalldämpfer, mit der Meyer auf die Wega-Beamten schoß, war herausgefeilt.

Über die Auslieferung von Andrea Klump nach Deutschland sagte Sicherheits-Generaldirektor Sika: "Bevor darüber entschieden werden kann, muss zuerst ihre Verwicklung in kriminelle Handlungen hier in Österreich abgeklärt werden." Konkrete Angaben, um welche Straftaten es sich dabei handelt, machte Sika hingegen nicht.

Ulrich Glauber

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