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Politik: Wegen Kriegsgefahr geschlossen

Deutschland hat vorübergehend keine Vertretung in Bagdad

Bagdad. Der deutsche Diplomat Claude Ellner treibt zur Eile. Weil ein amerikanisch-britischer Angriff auf den Irak offenbar unabwendbar ist, packen er und seine Mitarbeiter am Montag ihre Sachen. Koffer und Kisten werden aus der mit Stacheldraht, Sandsäcken und einer hohen Mauer geschützten Botschaft in Bagdad in Fahrzeuge verladen. Die Beamten des Auswärtigen Amtes verlassen die deutsche Vertretung, um vorerst in Jordanien Quartier zu beziehen.

„Wir haben diesen Zeitpunkt mehrfach verschoben“, sagt Ellner, der seit 1999 als Geschäftsträger in Bagdad ist. Nun könne nicht länger gewartet werden. Hilfsorganisationen und Geschäftsleute haben das Land bereits verlassen – jetzt geht auch die Diplomatie.

In Bagdad ist die Anspannung vor einem möglichen Militärangriff überall zu spüren – und auch zu sehen. In der Innenstadt und auf den Ausfallstraßen sind Stellungen für Militär- und Polizeikräfte aufgebaut worden. Von dort aus kann im Falle einer Ausgangssperre das gesamte Stadtgebiet kontrolliert werden. Bagdad dann noch zu verlassen, wäre kaum mehr möglich. Zivilisten und Militärs, Ausländer und Diplomaten – sie alle säßen in der Stadt fest.

Am Montag war zu erfahren, dass Russlands Diplomaten vorerst im Irak bleiben werden. Ihre Botschaft in Bagdad hat einen eigenen Bunker, so dass sie auch bei einem Militärangriff geschützt wären. Nach derzeitigem Stand werden außer Russland nur noch der Vatikan und das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) eine Vertretung in Bagdad belassen.

Nachdem das schwere Metalltor der deutschen Botschaft geöffnet ist, brausen die Fahrzeuge an irakischen Wachleuten vorbei. Auf dem Türschild klebt ein Zettel: „Die Deutsche Botschaft in Bagdad ist bis auf weiteres geschlossen.“ )

Carsten Hoffmann (dpa

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