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Papst Franziskus erteilte nach seiner Weihnachtsansprache im Vatikan den traditionellen Segen „Urbi et orbi“.

© Filippo Monteforte/AFP

Update

Weihnachtsansprache mit „Urbi et orbi“: Papst Franziskus ruft zu mehr Dialog in Krisen auf

Zum Weihnachtsfest mahnt der Papst mehr Menschlichkeit sowie weniger Wegsehen bei Konflikten an. Darüber hinaus fordert er ein „Ende des Jammerns“.

Papst Franziskus hat in seiner Weihnachtsbotschaft gefordert, weltweite Konflikte nicht zu ignorieren und Gewalt mit Dialog zu lösen. In der ganzen Welt gebe es immer noch viele Konflikte, Krisen und Widersprüche, sagte das Oberhaupt der katholischen Kirche am Samstag in Rom. „Sie scheinen nie zu enden, und wir nehmen sie kaum noch wahr.“

Anschließend spendete Franziskus den traditionellen Segen „Urbi et orbi“ (Der Stadt (Rom) und dem Erdkreis). Damit erlässt der Papst den Gläubigen die Strafen für ihre Sünden. Der Segen wird traditionell an Ostern und Weihnachten gespendet und dann, wenn ein Papst neu gewählt wurde. 2020 spendete ihn Franziskus zudem außerordentlich anlässlich der Corona-Pandemie.

Der Pontifex ging in seiner Weihnachtsansprache auf Kriegs- und Krisenschauplätze wie in Syrien, Äthiopien, Afghanistan oder im Jemen ein. „Wir riskieren den Schrei des Schmerzes und der Verzweiflung vieler unserer Brüder und Schwestern nicht zu hören“, sagte der 85-Jährige. Mit Blick auf die Spannungen in der Ukraine mahnte er, dass sich „die Metastasen eines schwelenden Konflikts“ nicht ausbreiten dürften.

Er befürchte international eine Gefahr von fehlender Bereitschaft zum Dialog, so der Papst. Nur dieser könne zur dauerhaften Lösung für alle führen, sagte er von der Loggia des Petersdoms zu den Hunderten Menschen auf dem verregneten Petersplatz.

Beim Thema Migranten und Flüchtlinge appellierte Franziskus, nicht wegzusehen. Er kritisiert immer wieder den Umgang mit ihnen. Anfang Dezember hatte er deshalb die für die Flüchtlingskrise symbolische Insel Lesbos in Griechenland besucht. Es war der erste Ort, den Franziskus in seinem Pontifikat zweimal besuchte.

Franziskus ging auch auf die negativen Folgen der Corona-Pandemie beispielsweise auf soziale Beziehungen ein. „Es gibt eine wachsende Tendenz dazu, sich zu verschließen“, sagte das Kirchenoberhaupt. Er betete für Frauen, die während der Corona-Pandemie Opfer von Gewalt wurden, aber auch für missbrauchte Kinder und Ältere, die in Einsamkeit leben.

„Hören wir auf zu jammern“

Bereits an Heiligabend hatte Papst Franziskus zu mehr Menschlichkeit und Bescheidenheit aufgerufen. „Weinen wir nicht der Größe nach, die wir nicht haben. Hören wir auf zu jammern und lange Gesichter zu machen, und lassen wir ab von der Gier, die uns immer unbefriedigt lässt“, sagte das Oberhaupt der katholischen Kirche am Freitagabend in der Christmette im Petersdom.

Die Menschen verbrächten ihre Jahre damit, dem Erfolg nachzujagen und wollten auf ein Podest klettern, während Gott sich in Demut zeige, predigte der Pontifex unter Corona-Bedingungen. Im Petersdom saßen etwa 1500 Gläubige und Kirchenvertreter um den zentralen Papstaltar. Wegen der Corona-Auflagen mussten sie Masken tragen und sich an den Mindestabstand halten.

Papst Franziskus während der Heiligabendmesse im Petersdom im Vatikan.
Papst Franziskus während der Heiligabendmesse im Petersdom im Vatikan.

© Alessandra Tarantino/AP/dpa

Die Lesungen der Christmette wurde auf Italienisch, Französisch, Englisch und Spanisch gehalten. Die Fürbittgebete trugen Gläubige auf Chinesisch, Arabisch, Portugiesisch, Französisch und Hindi vor. Weihnachten ist neben Ostern für praktizierende Katholiken einer der Höhepunkte im Kirchenjahr. Christen feiern in dieser Nacht die Geburt Jesu Christi.

Mensch als Herr und nicht Sklave der Arbeit

Die „Gnade der Kleinheit“ bedeutet laut Papst Franziskus, Gott in den einfachen Gesten des Alltags zu erkennen und anzunehmen. Zudem gehe es darum, „Jesus in den Kleinen von heute in die Arme zu schließen“, ihn in den Geringsten zu lieben.

Weil Gott am Rand, in der Nähe der Vergessenen zur Welt kam, dort „wo die Menschenwürde auf die Probe gestellt wird“, würden Ausgeschlossene geadelt. „Sie sind die Auserwählten, die uns eines Tages im Himmel empfangen werden“, so Franziskus.

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Die Hirten an der Krippe stünden für die arme, arbeitende Bevölkerung, sagte der Papst weiter. Gott sei auch in die Welt gekommen, um „die Härte der Arbeit mit Würde zu erfüllen“. Der Mensch sei Herr, nicht Sklave der Arbeit, so Franziskus.

Deutsche Bischöfe mahnen mehr Menschlichkeit an

Auch die Bischöfe in Deutschland riefen zu mehr Menschlichkeit und Solidarität auf. In ihren Predigten und Weihnachtsbotschaften nannten sie etwa die Hilfe für Geflüchtete und die Opfer der Hochwasserkatastrophe in Teilen Deutschlands.

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Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz und Limburger Bischof Georg Bätzing betonte an Heiligabend in der per Livestream übertragenen Christmette in der Kapelle des Limburger Bischofshauses: „Je mehr von dem äußeren Glanz des Festes abgeht, umso mehr mögen uns Glück und Freude über die Ankunft Jesu innerlich erfüllen.“ Er verwies aber auch auf die Nöte von Flüchtlingen, von bedrohten Christen etwa in Afrika sowie von der Flut Betroffenen an der Ahr.

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Der Hamburger Erzbischof Stefan Heße mahnte in der Christmette im Mariendom, aufmerksam für die Nöte der Menschen zu sein: „Weihnachten heißt zu hören auf das Weinen und Wimmern der ganz Kleinen, der Schwachen, der Jungen und Alten, derer, die vom Missbrauch betroffen sind und auf die wir lange überhaupt nicht gehört haben.“

In einer ökumenischen Videobotschaft dankten Münchens katholischer Erzbischof Kardinal Reinhard Marx und Bayerns evangelischer Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm allen, „die sich jetzt gerade in dieser weihnachtlichen Zeit einsetzen für andere“.

[Lesen Sie zudem: Größter Baum, beliebteste Geschenke, Gänse-Nachfrage – Das ist Weihnachten in Berlin in Zahlen (T+)]

Bedford-Strohm erinnerte daran, dass dieses Fest „für viele ein angespanntes, ein nervöses Weihnachten“ ist. In seiner Predigt an Heiligabend sagte Marx zudem, Auftrag der Kirche sei, auch in der Pandemie Weihnachten zu feiern.

Der Übergangsleiter des Erzbistums Köln, Rolf Steinhäuser, rief zu Dialog auf. „Nichts ist verloren, wenn man den Dialog wirklich praktiziert“, zitierte er in einer Videobotschaft Papst Franziskus. Miteinander reden sei nie verkehrt, so Steinhäuser. „Allerdings braucht es dabei Geduld und Ausdauer.“ (dpa, KNA)

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