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Politik: „Weil Hamburg Führung braucht“

Michael Naumann über seine Entscheidung, 2008 für die SPD gegen Ole von Beust anzutreten

Herr Naumann, wie geht es Ihnen als Retter der Hamburger Sozialdemokratie?

Gut. Aber ich bin nicht der einsame Reiter, wir retten uns alle zusammen. Und darauf habe ich Lust, ja Leidenschaft.

Aber die Partei liegt darnieder, eine Partei, die Jahrzehnte diese Stadt regiert hat, kommt nun nicht an Ole von Beust vorbei. Warum tun Sie sich so ein Himmelfahrtskommando an?

Ach, der Ole von Beust. Der ist ein sympathischer Mann. Aber etwas mehr Führung wäre schon schön.

Sie als Intellektueller haben die?

Ich kann kämpfen. Fair, aber hart. Die Hamburger mögen Anstand. Und ich bin ehrgeizig, als Basketballer bin ich früher nie in ein Spiel gegangen mit dem Gefühl, das kann ich nicht gewinnen.

Wie ist es überhaupt dazu gekommen, dass Sie es machen?

Der Geschäftsführer der SPD-Fraktion in Berlin, Olaf Scholz, hat mich gefragt. Ich habe das mit meiner Frau besprochen und der Berufungskommission gesagt: Wenn ich es mache, brauche ich eure Loyalität. Auch Kurt Beck hat mich angerufen und mir seine Hilfe zugesichert.

Nochmals, Hand aufs Herz, warum machen Sie es?

Weil ich Hamburg liebe. Ich bin seit 1971 mit Unterbrechungen in dieser Stadt. Ich schätze hier vieles: die Architektur, das Wasser, den Menschentypus, die Hamburger Solidität.

Klischees.

Nein, eben nicht. Die vordergründigen Tugenden dieser Stadt, ja die bürgerlichen Tugenden sind wahrhaftig. Hier gelten noch Handschläge, das schätze ich.

Werden Sie darauf Ihren Wahlkampf gründen?

Natürlich werde ich aussprechen und hervorheben, welche hervorragenden Tugenden diese Stadt hat. Aber es ist ja nicht so, dass es keine Probleme geben würde. Die soziale Schere klafft weit auseinander, die Zustände in den Schulen, Kitas und anderen Bildungseinrichtungen sind nicht gut. Daran werden wir alle gemeinsam arbeiten.

Hört sich schon sehr etabliert an.

Aber das sind nun mal die Fragen und Probleme, um die es den Menschen geht. Ich kann ja keine neuen erfinden.

Wie wollen Sie die Menschen erreichen?

Durch Kompetenz und Ehrlichkeit. Es ist im Übrigen ja nicht mein erster Wahlkampf, ich bin auch 1998 schon für die SPD im Bundestagswahlkampf durch das Land getourt. Da konnte man sich davon überzeugen, dass ich nicht nur Buchnarren und Künstler ansprechen kann.

Jetzt müssen Sie über Elbvertiefung oder Hafenausbau reden?

Und ich mache es gerne. Ich kenne die Themen, wie gesagt, ich lebe lange genug hier. Aber glauben Sie mir, das wichtigste Thema ist die soziale Frage. Es hilft doch nichts, ständig von der wachsenden Stadt zu reden, wenn es doch um das Zusammenwachsen geht. Ich will einen. Für dieses Ziel darf ein wenig Pathos nicht fehlen, nach dem Motto: Wir ziehen alle an einem Strang. Die Menschen sind es leid, dass die Politik sich ständig gegenseitig demontiert, anstatt die Probleme anzugehen.

Wer wird Ihnen helfen?

Ein starkes Hamburger Team, das ich zusammenstellen werde. Aber auch Gerhard Schröder wird Hamburg unterstützen, das hat er mir versprochen.

M uss die SPD über die Städte zurückkommen, um auch wieder eine Bundestagswahl gewinnen zu können?

Über die Städte und über das Land, beides. Aber natürlich geht es darum, zu zeigen, dass wir die Volkspartei Nummer eins sind. Wir wollen in Hamburg beweisen, dass wir Wahlen gewinnen können, und wir stehen auch in der Pflicht, schließlich sind 2008 drei Landtagswahlen. Wir wollen ein Zeichen setzen, von Hamburg aus soll nicht Melancholie in die SPD einziehen, sondern Siegeslaune.

Das Gespräch führte Armin Lehmann.

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