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Weltfrauentag: Mädchen unerwünscht

100 Jahre nach der Einführung des Frauentags gibt es keine gleichen Rechte. Ein internationaler Überblick

Berlin - Vor 100 Jahren hat die II. Internationale Sozialistische Frauenkonferenz in Kopenhagen die Einführung eines jährlichen Frauentags beschlossen. Am 19. März 1911 fand er zum ersten Mal statt. Damals kämpften die Frauen noch für ihr Wahlrecht. Inzwischen liegt weltweit der Anteil der Parlamentarierinnen bei 18,8 Prozent – noch weit entfernt von den 30 Prozent, die bei der Weltfrauenkonferenz in Peking 1995 angepeilt worden waren. Aber zumindest leisten sich nur noch drei Staaten ein Parlament ganz ohne Frauen: Saudi-Arabien, die Komoren und Mikronesien. Ein Überblick. 

EUROPA

In den meisten europäischen Ländern ist die Gleichberechtigung zwischen Männern und Frauen so weit fortgeschritten, dass immer öfter über die Formulierung einer „Jungen- und Männerpolitik“ nachgedacht wird. Das hat auch die deutsche Frauenministerin Kristina Schröder (CDU) angekündigt. Die These, dass Jungen im Bildungssystem zunehmend benachteiligt würden, hält Marcel Helbig, der am Wissenschaftszentrum Berlin eine Studie zum Thema gemacht hat, für falsch. Der Schulerfolg von Jungen habe sich seit 20 Jahren kaum verändert, während Mädchen heute häufiger höhere Bildungsabschlüsse schafften. Dies geschehe aber „nicht auf Kosten der Jungen“, sagt Helbig. In Führungspositionen sind Frauen indes noch immer nur selten vertreten. Deshalb hat die schwarz-gelbe Regierungskoalition in Deutschland einen „Stufenplan“ angekündigt, der dem abhelfen soll. In Norwegen ist schon 2008 gesetzlich eine Frauenquote für Aufsichtsräte eingeführt worden, die inzwischen auch eingehalten wird. Spanien ist dem Beispiel gefolgt, in Frankreich wird darüber diskutiert.

USA

Die Wirtschaftskrise hat in den USA vor allem Männer den Job gekostet. In der Folge sind inzwischen fast die Hälfte der weiblichen Beschäftigten die Haupternährerinnen ihrer Familien, hat Maria Shriver in einer Studie für den Think Tank Centre of American Progress herausgefunden. Das Hauptproblem der US-Frauen ist nach einer weiteren Studie des gleichen Think Tanks die Unmöglichkeit, Familie und Beruf zu vereinbaren. Frauen mit niedrigen Einkommen brauchen mindestens zwei Jobs zum Überleben, Mittelklassefrauen bezahlen ihre Mutterschaft mit einem Karriereknick, wenn sie nicht mehr wie üblich 50 oder 60 Stunden pro Woche arbeiten wollen.

ASIEN

In China, Indien, aber auch Taiwan, Südkorea kommen viele Mädchen gar nicht erst zur Welt. In China werden auf 100 Mädchen 124 Jungen geboren, die normale Relation liegt bei 106 Jungen auf 100 Mädchen. In Indien ist dieses Verhältnis in einigen Regionen noch krasser. Südkorea hatte 1990 mit 117 Jungen auf 100 Mädchen das höchste Ungleichgewicht, berichtet der aktuelle „Economist“. In China mit seiner Ein-Kind-Politik entscheiden sich Eltern unter anderem gegen Mädchen, weil es die Jungen sind, die traditionell ihre Pflege im Alter übernehmen. In Indien müssen Eltern eine hohe Mitgift zahlen, um Töchter zu verheiraten. Die Rechtlosigkeit und Nichtachtung von Frauen führt in Nepal wiederum dazu, dass die häufigste Todesursache von Frauen im gebärfähigen Alter Selbstmord ist, wie eine Regierungsstudie ergab.

AFRIKA

Sexuelle Gewalt und ihre Folgen sind eines der größten Probleme afrikanischer Frauen. Das gilt ganz besonders in Kriegsgebieten oder ehemaligen Kriegsgebieten, in denen Vergewaltigung als Kriegswaffe eingesetzt worden ist. So wie im Osten des Kongo. Dort kommen auch nach dem Abflauen der Kämpfe noch immer Frauen mit sehr schweren Verletzungen in die wenigen Kliniken. Eine Folge dieser sexuellen Gewalt aber auch der in friedlicheren Staaten ist, dass die Mehrheit der Aidskranken und HIV-Infizierten auf dem Kontinent inzwischen Frauen sind.

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