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Welthungerindex: 925 Millionen Menschen hungern

Weltweit hungern noch immer 925 Millionen Menschen, und in 29 Ländern ist die Lage ernst oder sogar gravierend. Das sind zentrale Ergebnisse des Welthungerindex, der am Montag in Berlin, Washington, Mailand und Neu Delhi veröffentlicht wurde.

Berlin/Washington/Neu-Delhi - Weltweit hungern immer noch fast eine Milliarde Menschen – das entspricht 16 Prozent der Weltbevölkerung. Rund 2,2 Millionen Kinder sterben jedes Jahr an Unter- oder Mangelernährung. Trotz Fortschritten in Lateinamerika und Ostasien leiden heute rund 75 Millionen Menschen mehr als noch 1990 tagtäglich Hunger. In 29 Ländern der Erde sei die Lage extrem besorgniserregend – damit verfehle die Weltengemeinschaft ihr Millenniumsziel, den Anteil der Hungernden bis 2015 im Vergleich zu 1990 zu halbieren, kritisierten die Deutsche Welthungerhilfe und das „International Food Policy Research Institute“ aus Washington am Montag in Berlin. Der Welthungerindex wurde laut Institutssprecher Klaus von Grebmer zum fünften Mal veröffentlicht, parallel zu Berlin am Montag auch in Neu-Delhi, Mailand und Washington.

„Hinter der Zahl von 925 Millionen Hungernden verbergen sich Menschen und Schicksale“, betonte Welthungerhilfe-Präsidentin Bärbel Dieckmann. In den Entwicklungsländern seien rund ein Drittel aller Kinder unter fünf Jahren zu klein für ihr Alter und unterentwickelt. Fast ein Viertel sei untergewichtig. Mehr als 90 Prozent der Kinder, bei denen Ärzte Anzeichen für chronische Unterernährung diagnostizieren, leben in Afrika südlich der Sahara sowie in Südasien. „Kinder, die in den ersten 1000 Tagen ihres Lebens solche Defizite verkraften müssen, leiden ihr Leben lang“, sagte Dieckmann.

Am furchtbarsten sei die Lage in der Demokratischen Republik Kongo, in Burundi, Eritrea und im Tschad. Aber auch in Indien, China, Haiti und Pakistan gebe es eine hohe Rate bei Mangelernährung und Kindersterblichkeit. Viele Länder würden künftig wegen des Klimawandels noch stärker unter Ernteausfällen und Naturkatastrophen leiden. Dieckmann appellierte an die Bundesregierung, mehr in landwirtschaftliche Entwicklung zu investieren, Klaus von Grebmer forderte innovative Entwicklungshilfekonzepte.

Hintergründe des Mangels an Wasser und Lebensmitteln seien unter anderem kriegerische Konflikte, schlechte Regierungsführung, hohe HIV-Infektionsraten, aber auch die geringe gesellschaftliche Anerkennung von Frauen. Sie dürften oft als Letzte und nur Reste essen, würden von Bildung ausgeschlossen. In Mali flößten Mütter ihren Babys oft Ziegenmilch ein, weil sie glaubten, diese sei besser als Muttermilch. Es gäbe gesündere Kinder und weniger Überbevölkerung, wenn Frauen nicht wegen der vermeintlich besseren sozialen Absicherung viele Kinder bekämen und zudem über Verhütung aufgeklärt wären.

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