Die Demonstranten in Brasilien haben einen prominenten Unterstützer: Wenn Papst Franziskus kommende Woche auf dem Weltjugendtag in Rio de Janeiro zu den Pilgern sprechen wird (es werden bis zu zwei Millionen Menschen erwartet), dann wird er auch die Massenproteste loben, die im Juni in Hunderten Städten des Landes stattgefunden haben. Dass die Forderungen der Demonstranten nach mehr Gerechtigkeit im Einklang mit dem Evangelium stünden, soll der Papst laut spanischer Zeitung „El País“ sagen.
Das ist insofern bemerkenswert, weil die Katholische Kirche unter den beiden vorhergehenden Päpsten eine extrem konservative Haltung einnahm, wenn es um gesellschaftlichen Wandel in Lateinamerika ging. Johannes Paul II. stellte soziale Bewegungen in Lateinamerika pauschal unter Kommunismusverdacht; Benedikt XVI. verärgerte das progressive Lager, als er etwa behauptete, die Ureinwohner des Kontinents hätten ihre Missionierung still herbeigesehnt.
Doch trotz der breiten gesellschaftlichen Zustimmung zu den Forderungen der Demonstranten, sind die Proteste mit dem Ende des Fifa Confederations Cups schlagartig abgeflaut. Zwar versuchten die Gewerkschaften Ende vergangener Woche einen Generalstreik und Protestmärsche zu veranstalten, doch ihr Aufruf mobilisierte weitaus weniger Menschen als erwartet. Der Präsident der regierender Arbeiterpartei PT erklärte die geringe Beteiligung damit, dass die meisten Arbeiter heute eben sichere Jobs hätten. Zuvor hatte Brasiliens größte Gewerkschaft CUT, die mit der PT verbunden ist, den Streik als Unterstützung für Präsidentin Dilma Rousseff und ihre „Fünf Pakte für Brasilien“ ausgelegt, die derzeit im Kongress verhandelt werden. Gegen diese Interpretation hatten sich weiter links stehende Gewerkschaften gewandt.
- Was ist aus den sozialen Protesten geworden?
- Die politischen Organisationen haben bei der Jugend an Vertrauen verloren
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