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Merkel Weltverkehrsforum

© dpa

Weltverkehrsforum: Merkel fordert Vision für den Klimaschutz

Das zentrale Thema bei der ersten Weltverkehrskonferenz in Leipzig ist der Klimawandel. Kein Wunder: Mehr als ein Viertel des Kohlendioxid-Ausstoßes ist auf den Verkehr zurückzuführen. Bundeskanzlerin Merkel fordert einen weltweit verbindlichen CO2-Ausstoß pro Bewohner.

Der Kampf gegen den Klimawandel hat nach Ansicht von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) in den kommenden Jahrzehnten absolute Priorität. "Es ist eindeutig die spannendste Aufgabe des 21. Jahrhunderts", sagte sie anlässlich des ersten Weltverkehrsforums in Leipzig. Dabei dürften Politik und Industrie nicht an einzelnen Lösungen - etwa dem Tempolimit - hängenbleiben. "Wir müssen erst eine Vision entwickeln, wo wir hinwollen", sagte die Regierungschefin vor Verkehrsministern aus aller Welt. Es werde aber keinen Königsweg geben, was etwa die Diskussion um Biokraftstoffe zeige.

Merkel peilt für das Kyoto-Nachfolgeprotokoll einen weltweit verbindlichen CO2-Ausstoß pro Bewohner an. Das Ziel bis zur Mitte des Jahrhunderts müsse sein, jedem Menschen auf der Erde einen jährlichen CO2-Ausstoß von vier Tonnen zuzubilligen, sagte Merkel am Donnerstag auf dem Weltverkehrsforum in Leipzig. Mit diesem Wert ließen sich die schlimmsten Folgen der Erderwärmung vermeiden. Im nächsten Jahr soll in Kopenhagen eine Klimaschutz-Nachfolgevereinbarung getroffen werden.

Politiker und Wissenschaftler forderten ebenfalls schnelle Lösungen zur Bekämpfung des drohenden Klimawandels. "Meine sehr verehrten Damen und Herren, es ist fünf nach zwölf!", sagte Bundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee (SPD) bei dem Treffen von 51 Verkehrsministern und hunderten Experten. Tiefensee warnte davor, die erwartete Verdoppelung des Verkehrs in den kommenden Jahren dem Selbstlauf zu überlassen. "Wir müssen wirtschaftliches Wachstum und die Belastung der Umwelt voneinander entkoppeln", sagte Tiefensee.

Weltklimarat: Öffentlichen Nahverkehr ausbauen

Auch der Vorsitzende des Weltklimarats, Rajendra Pachauri, mahnte zur Eile. "Wir haben nur noch wenig Zeit, wir müssen einen Anfang machen." Er warnte vor einer weiteren Zunahme des globalen Autoverkehrs. "Wir haben den Planeten gezwungen, einen Klimawandel vorzunehmen, dem wir uns anpassen müssen", sagte Pachauri. Deshalb müsse vor allem der öffentliche Nahverkehr ausgebaut werden. Das Erdklima werde sich bis 2015 voraussichtlich um bis zu 2,4 Grad erwärmen. Bis dahin sei eine deutliche Reduzierung des CO2-Ausstoßes von Autos nötig.

Der Chef des UN-Klimarats, Yvo de Boer, rief den Verkehrssektor zur Mitarbeit an der neuen Klimavereinbarung auf. "Die politischen Maßnahmen im Verkehrssektor sind beklagenswert unzureichend", sagte der oberste UN-Klimaschützer. Er warnte davor, einfach nur auf neue Technologien zu warten, die erst in ferner Zukunft angewendet werden können. De Boer rief die Industrieländer dazu auf, endlich Reduzierungsverpflichtungen für den Verkehrssektor zu entwickeln. Er sprach sich für eine Einbeziehung des Bereichs in den Emissionshandel aus.

An der dreitägigen OECD-Konferenz in Leipzig nehmen Verkehrsminister aus 51 Staaten teil. Mehr als 600 Teilnehmer aus Politik, Industrie und Wissenschaft haben sich für den weltweit größten Verkehrsgipfel, der von nun an jährlich in Leipzig tagen soll, angemeldet. Im Mittelpunkt des Forums steht der Klimawandel. Der Verkehrssektor ist nach Angaben von Pachauri für 27 Prozent der CO2-Emissionen verantwortlich, davon stammten 74 Prozent vom Straßenverkehr. (nim/dpa/AFP)

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