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Politik: Weltweit mehr Migranten als je zuvor

Die Vereinten Nationen melden einen neuen Rekord der Globalisierung: „Heute leben mehr Menschen als jemals zuvor außerhalb ihres Geburtslandes“, schreiben die Fachleute des UN-Bevölkerungsfonds in einem Bericht, den sie am Mittwoch in Genf veröffentlichten. Im Jahr 2005 wohnten danach rund 191 Millionen Männer, Frauen und Kinder dauerhaft außerhalb ihres Geburtslandes.

Die Vereinten Nationen melden einen neuen Rekord der Globalisierung: „Heute leben mehr Menschen als jemals zuvor außerhalb ihres Geburtslandes“, schreiben die Fachleute des UN-Bevölkerungsfonds in einem Bericht, den sie am Mittwoch in Genf veröffentlichten. Im Jahr 2005 wohnten danach rund 191 Millionen Männer, Frauen und Kinder dauerhaft außerhalb ihres Geburtslandes. Die Zahl der Migranten hat sich seit Beginn der fünfziger Jahre des 20. Jahrhunderts nahezu verdoppelt. Dieser Bewegungstrend könnte sich mit dem Wachstum der globalen Bevölkerung von heute 6,5 Milliarden auf über neun Milliarden Personen im Jahr 2050 noch verstärken.

Die Experten erkennen vor allem eine neue Richtung bei den Wanderungsbewegungen: „33 der 36 Millionen Menschen, die zwischen 1990 und 2005 ihre Heimat verlassen haben, sind in ein Industrieland ausgewandert.“ Größter Magnet sind nach Angaben der Vereinten Nationen die USA. Dort kamen 2005 rund 20 Prozent aller Migranten an, Russland lag auf Platz zwei mit knapp sechs Prozent, nach Deutschland kamen 2005 mehr als fünf Prozent der Auswanderer.

Auffällig ist der relativ hohe Bildungsgrad der meisten Neuankömmlinge: „Die große Mehrheit der Migranten besitzt einen Sekundärschul- oder höheren Bildungsabschluss“, sagt die UN-Expertin. Der sogenannte Braindrain, also der Verlust gut ausgebildeter Personen, hat für Entwicklungsländer oft dramatische Konsequenzen. So trägt Afrika beispielsweise ein Viertel der globalen Krankheitslast. Doch nur 1,3 Prozent der weltweit im Gesundheitswesen Beschäftigten sind beruflich auf dem Kontinent tätig.

„Dass manche Länder unter einem ernsthaften Mangel an Pflegepersonal und Ärzten leiden, ist zumindest teilweise der aggressiven Anwerbepolitik der Industrieländer geschuldet“, urteilen die UN-Bevölkerungsexperten. Bundesentwicklungsministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul (SPD) will sich daher in der EU für eine Initiative stark machen. Industrieländer sollen sich danach verpflichten, die gezielte Abwerbung qualifizierter Fachkräfte zu unterlassen.

Dabei leisten die Migranten auch einen wichtigen Beitrag für die Entwicklung ihrer Heimatländer. Nach Schätzungen der Weltbank lagen die Rücküberweisungen im Jahr 2005 bei rund 232 Milliarden US-Dollar. Damit sind Überweisungen nach ausländischen Direktinvestitionen die zweitwichtigste externe Kapitalquelle der Entwicklungsländer.

Jan Dirk Herbermann[Genf], Claudia Horn[Berli]

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