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Politik: Weltweiter Schock über den Bericht von Kenneth Starr

WASHINGTON/BONN (AP/rtr).Der am Freitag veröffentlichte Bericht des amerikanischen Sonderermittlers Kenneth Starr zur Lewinsky-Affäre hat weltweit einen Schock ausgelöst.

WASHINGTON/BONN (AP/rtr).Der am Freitag veröffentlichte Bericht des amerikanischen Sonderermittlers Kenneth Starr zur Lewinsky-Affäre hat weltweit einen Schock ausgelöst.Bundeskanzler Helmut Kohl erklärte, er wünsche sich, "daß die Turbulenzen in Washington jetzt so schnell wie möglich beendet werden".US-Präsident Bill Clinton und der britische Premierminister Tony Blair führten in der Nacht zum Sonnabend ein halbstündiges Telefongespräch.Die Mehrheit der Amerikaner bescheinigt Clinton weiterhin, gute Arbeit zu leisten und lehnt ein Amtsenthebungsverfahren gegen den Präsidenten ab.

Kohl sagte der "Bild am Sonntag", es sei von allergrößter Bedeutung, daß die einzige Weltmacht ihren Aufgaben voll nachkommen könne."Asien, Afrika, Indien, überall gibt es Probleme", sagte Kohl.Der Präsident müsse handlungsfähig sein.Der britische Premierminister Tony Blair sagte, er betrachte Clinton als "engen Freund und Verbündeten".Er halte an seinem Treffen mit Clinton Ende des Monats in New York fest.

Die Anwälte von Präsident Clinton arbeiteten am Sonnabend an einer Gegendarstellung zu dem am Freitag veröffentlichten Starr-Untersuchungsbericht.Dies werde eine umfassende "Punkt-für-Punkt-Entgegnung" sein, hieß es am Sonnabend aus dem Weißen Haus.Der Gegenbericht sollte noch im Laufe des Abends veröffentlicht werden.

In den USA geht aus Meinungsumfragen nach der Veröffentlichung des Untersuchungsberichts weiter Zustimmung zu Clintons Politik hervor.Bei einer Umfrage des Gallup-Instituts im Auftrag des Senders CNN lag die Zustimmung zu Clintons politischer Arbeit bei 62 Prozent.Dies ist etwa derselbe Wert wie zuvor.In einer Umfrage des Senders ABC bescheinigten 56 Prozent Clinton eine gute Amtsführung.Auch dort änderte sich nichts im Vergleich zu früheren Umfragen.Allerdings zeichnete sich in der ABC-Umfrage auch ab, daß sich die Stimmung gegen Clinton wenden könnte, wenn deutlich würde, daß er versucht haben sollte, die Angelegenheit zu vertuschen und die Expraktikantin Monica Lewinsky zu überreden, über ihre Beziehung zu ihm zu lügen.

Kongreßmitglieder, die über das politische Schicksal Präsident Bill Clintons entscheiden werden, zeigten sich nach einem ersten Blick in den Untersuchungsbericht zur Lewinsky-Affäre schockiert und angewidert.Es sind vor allem die zum Teil detaillierten Beschreibungen der sexuellen Kontakte zwischen Clinton und Monica Lewinsky, die die Abgeordneten und Senatoren harte Worte finden lassen.

Die Kritik an Clinton beschränkt sich nicht nur auf Politiker der oppositionellen Republikaner, die in beiden Häusern des Kongresses die Mehrheit stellen.Auch viele Demokraten gehen immer mehr auf Distanz zu ihrem Präsidenten.Die demokratische Abgeordnete Cynthia McKinney, die Clinton bisher entschieden verteidigt hat, warf ihm "rücksichtsloses Verhalten" vor.

Der republikanische Abgeordnete Tom Davis aus Virginia sagte: "Es ist widerlich, so benehmen sich anständige Menschen nicht." Der Republikaner Peter King aus New York sprach von einer kritischen Zeit für Clinton und von einer Tragödie.Abgeordnete beider Parteien mahnten aber auch Besonnenheit an, wenn es in den nächsten Wochen im Repräsentantenhaus darum geht, über die Einleitung eines Amtsenthebungsverfahrens zu entscheiden.

In Asien zeigten sich viele Menschen schockiert vom Ausmaß der Einzelheiten über das Sexualleben Clintons, zugleich aber auch besorgt über eine mögliche Führungsschwäche der USA.

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