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Wen-Besuch: Handlungsreisende

Beim Besuch des chinesischen Premiers vereinbaren Berlin und Peking engere Wirtschaftsbeziehungen.

Berlin/Peking - Es ist ein Besuch wie in guten alten Zeiten. Als Chinas Premier Wen Jiabao auf seiner Europareise am Donnerstag in Berlin Halt macht, hat er eine beachtliche Wirtschaftsdelegation im Schlepptau. Der Tross von über hundert chinesischen Topmanagern erinnert an die Visiten der späten 90er, als Chinas Politiker und ihre ausländischen Amtskollegen vorrangig als Handlungsreisende verkehrten und rituell für ausgiebige Unterschriftenzeremonien Pate standen. Doch da die Wirtschaft derzeit auf die Hilfe des Staates angewiesen ist wie lange nicht mehr, will Wen offenbar ein Zeichen setzen: China-Engagement ist Krisenbewältigung, lautet seine Botschaft.

Eine Botschaft, die in Berlin gehört wurde. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) sagte, in „offener und konstruktiver Weise“ sei man übereingekommen, die deutsch-chinesischen Handelsbeziehungen zu erhalten und möglicherweise zu steigern. Sie appellierte zugleich an die chinesische Führung, die Gespräche mit Vertretern des Dalai Lama wieder aufzunehmen. Deutschland werde hier gerne „einen konstruktiven Beitrag leisten“.

Bundesumweltminister Sigmar Gabriel und der Chef der Nationalen Entwicklungs- und Reformkommission, Zhang Ping, vereinbarten eine engere Zusammenarbeit im Klimaschutz. Zudem soll mit deutscher Unterstützung eine Studie zur Energie- und Ressourceneinsparungen in China erstellt werden.

Wen sagte, China sei entschlossen, den Handel mit Deutschland in der Größenordnung des vergangenen Jahres zu erhalten – auch im schwierigen Jahr 2009. Chinas Premier hatte seinen Deutschlandbesuch mit einem Frühstück mit Merkel im kleinsten Kreis begonnen. Am Vormittag war Wen außerdem mit Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) zusammenkommen, danach wurden im Kanzleramt Abkommen zur Stärkung der wirtschaftlichen und kulturellen Beziehungen unterzeichnet.

Das wohl prominenteste Mitglied in Wens Eskorte war Wu Xiangming, in Deutschland besser bekannt als „Commander Wu“ oder „Mr. Transrapid“. Der 69-Jährige ist seit 2001 Pekings Beauftragter für die Magnetschwebebahn und überwachte den Bau der Schanghaier Flughafenstrecke. Wu hat nie ein Hehl daraus gemacht, dass er die einst mit deutschen Steuergeldern entwickelte Technologie nach China transferiert sehen will. Ein Ziel, dem er nun ein weiteres Stück näher gekommen ist. Mit Thyssen-Krupp unterzeichnete er ein Abkommen, wonach Teile der Transrapid Kerntechnologie an Wus Shanghai Maglev Transportation Development Co. übergehen sollen.

Kein Unbekannter ist in Deutschland auch Xu Heyi, 51, Vorstandschef des chinesischen Lastwagenherstellers Beiqi Foton. Er unterzeichnete zusammen mit Daimler-Vorstand Rüdiger Grube eine Vereinbarung zum Aufbau eines Gemeinschaftsunternehmens. Das 50-50-Jointventure namens Beijing Foton Daimler Automotive Co. soll ab 2011 Lastwagen mit Daimler-Dieselmotoren herstellen und auch außerhalb von China verkaufen.

Gewisser Popularität in Deutschland erfreut sich auch Liang Wengen, der Chef des Industriekonzerns Sany, der unter anderem Kräne herstellt. Vergangenes Jahr gründete er in Köln sein europäisches Hauptquartier. Nun will er dort eine Maschinenfabrik bauen und damit die größte chinesische Wirtschaftsinvestition in Europa tätigen. Eine entsprechende Absichtserklärung wurde am Donnerstag unterzeichnet. 2007 wurde der 50-jährige Unternehmer vom US-Magazin Forbes als Nummer 918 der reichsten Männer der Welt geführt. mit ddp

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