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Atommüll-Transport

© dpa

Wendland: Atommüll-Transport in Gorleben eingetroffen

Die Container haben ihr vorläufigen Ziel, das Zwischenlager in Gorleben, unter heftigen Protesten erreicht. Eine Lösung des Streits um den Atommüll scheint aber nicht in Sicht. Derweil beklagt das Land Niedersachsen die steigenden Kosten für den Polizeieinsatz.

Begleitet von heftigen Protesten hat der elfte Transport mit hoch radioaktivem Atommüll am Dienstag nach fast 80 Stunden Fahrt das Zwischenlager Gorleben in Niedersachsen erreicht. Die elf Behälter mit Resten alter Brennelemente aus deutschen Atomkraftwerken trafen gegen 0.17 Uhr in Gorleben ein, fast einen Tag später als geplant. Nach dem Atommüll-Transport forderten Anti-Atom-Initiativen die Bundesregierung zum Ausstieg aus der Atomenergie auf. Sie kündigten weitere Proteste gegen ein mögliches Endlager für hoch radioaktiven Atommüll im Salzstock Gorleben an.

Polizeigewerkschaft: Staat hätte härter durchgreifen müssen

Die Polizei löste zuvor mehrere Blockaden von Kernkraftgegnern auf. Die Beamten beklagten eine hohe Gewaltbereitschaft einiger Protestierer. Bundesumweltminister Sigmar Gabriel (SPD) kritisierte die Blockadeaktionen. "Das Besetzen von Gleisen können wir nicht akzeptieren", sagte Gabriel. Der Vorsitzende der Deutschen Polizeigewerkschaft, Rainer Wendt, rügte die vorsichtige Einsatztaktik der Behörden scharf. "Der Staat hat sich von den Atomkraftgegnern peinlich vorführen lassen."

In Grippel hatten sich acht Protestierer an Betonpyramiden festgebunden. Die Polizei benötigte rund elf Stunden, bis sie am späten Montagabend die Atomkraftgegner frei bekommen hatte. Bei anschließenden Störversuchen von Demonstranten setzte die Polizei Wasserwerfer ein. Vor dem Zwischenlager selbst hatten rund 1000 Demonstranten bis Montagnachmittag die Zufahrt blockiert. Sie hatten dort teilweise seit Samstag campiert. Die Polizei trug die Protestierer am späten Nachmittag einzeln von der Straße.

Atomkraftgegner: Gorleben kein Endlager

Streit gab es um die Strahlung des Transportes. Bei den offiziellen repräsentativen Messung von insgesamt drei der elf Behälter in Dannenberg seien alle Grenzwerte eingehalten worden, betonte das niedersächsische Umweltministerium. Dagegen kritisierte Greenpeace unter Hinweis auf eigene Messungen, die erstmals für die Fahrt nach Gorleben verwendeten französischen Atommüll-Behälter TN 85 setzten deutlich mehr Neutronenstrahlung frei als die alten Castor-Behälter. Die Strahlung sei 40 Prozent höher als beim Castor-Transport 2005. Auch die Umweltschutzorganisation ging aber davon aus, dass die Grenzwerte eingehalten werden.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) müsse einsehen, dass der Salzstock als Endlager nicht durchsetzbar sei, sagte ein Sprecher der Initiative "X-tausendmal quer" am frühen Dienstagmorgen bei Gorleben. Die Atomkraftgegner kritisierten die Pannen im einsturzgefährdeten Atommülllager Asse bei Wolfenbüttel und sprachen von "Lug und Trug".

Polizeieinsatz kostete über 20 Millionen Euro

Die Polizei beklagte eine hohe Gewaltbereitschaft der Demonstranten. "Wir sind auf deutlich mehr gewaltbereite Demonstranten gestoßen", sagte der niedersächsische Innenminister Uwe Schünemann (CDU) der "Hannoverschen Allgemeinen Zeitung". Der Gesamteinsatzleiter der Bundespolizei, Thomas Osterroth, sagte, die Atomkraftgegner seien teils mit krimineller Energie vorgegangen, etwa bei Unterhöhlungen von Gleisen. Auch sei mit Signalmunition auf Polizeihubschrauber geschossen worden. Unter den Demonstranten waren nach Erkenntnissen der Sicherheitsbehörden auch 800 bis 1000 Autonome, die als besonders gewaltbereit galten.

Der niedersächsische Innenminister geht davon aus, das die Kostengrenze von 20 Millionen Euro überschritten wurde. "Meine Forderung bleibt, dass Niedersachsen nicht allein auf den Kosten sitzenbleiben darf. Die anderen Länder müssen sich beteiligen", sagte Schünemann. Schließlich erfülle die Polizei mit dem Schutz der Castor-Transporte eine bundesweite Aufgabe.

In der Nacht zum Montag kam der Zug aufgrund der massiven Proteste von Kernkraftgegnern schon deutlich später als erwartet am Verladebahnhof im niedersächsischen Dannenberg an. In unübersichtlichen Waldstücken war es zu Ausschreitungen gekommen. Drei Atomkraftgegner gelangten auf den fahrenden Zug.

Müll deutscher Atomkraftwerke

Die Atommüll-Behälter waren um 23.11 Uhr zu ihrer letzten Etappe ins Zwischenlager aufgebrochen. Bewacht von Hunderten Polizisten starteten die Tieflader vom Bahnhof Dannenberg auf der Straße in das gut 20 Kilometer entfernteGorleben. Der Atommüll-Transport enthält die Reste alter Brennelemente aus deutschen Kernkraftwerken. Der Müll war für die Zwischenlagerung in der Wiederaufarbeitungsanlage La Hague in Frankreich in Container verpackt worden. Der Sonderzug nach Gorleben war von dort am Freitagabend gestartet. (ml/dpa)

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