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Politik: Weniger Drogentote

Regierung: Erfolg durch mehr Therapien und Konsumräume

Berlin. Im ersten Halbjahr 2002 sind in Deutschland 30 Prozent weniger Menschen an Drogen gestorben als im Vorjahreszeitraum. Im vergangenen Jahr waren es von Januar bis Juli 821 Todesfälle, in diesem Jahr 568. Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Marion Caspers-Merk, bezeichnete diese Entwicklung als Erfolg verschiedener Therapiebehandlungen. So hätten mehr Drogenabhängige Therapieplätze in Anspruch genommen, Drogenkonsumräume aufgesucht und einer Behandlung mit Substituten zugestimmt. „Es hat sich gezeigt, dass es richtig war, die Überlebenshilfe als vierte Säule der Drogenpolitik aufzubauen.“ Vor allem die Einrichtung von Drogenkonsumräumen habe sich als lebensrettend erwiesen, sagte die Drogenbeauftragte. In Hamburg, Nordrhein-Westfalen, Niedersachen, Hessen und im Saarland gibt es 21 solcher Einrichtungen. Außer in Hannover sei die Zahl der Drogentoten in allen Städten mit solchen Konsumräumen zurückgegangen.

Aber auch in der Behandlung mit Substituten sieht Caspers-Merk eine lebensrettende Möglichkeit der Drogenpolitik. Umso bedauerlicher sei es, sagte die Drogenbeauftragte, dass sich der Bundesausschuss der Ärzte und Krankenkassen in der vergangenen Woche gegen eine Ausweitung des Programmes ausgesprochen habe. Die Substitutionsbehandlung sei ein international erfolgreiches Therapieverfahren. Durch den Widerstand des Ausschusses und eine Klage gegen die Politik der Bundesregierung werde die Substitutionsbehandlung nun in Deutschland geschwächt, sagte Caspers-Merk. Trotz sinkender Todesfälle konnte die Drogenbeauftragte keine Entwarnung für die Drogenstatistik geben. Zwar sei auch die Zahl der erstauffälligen Heroin- und Ecstasy-Konsumenten im ersten Halbjahr um 25 Prozent gesunken. Doch habe diese offizielle Kriminalitätsstatistik wenig Aussagekraft über die Gesamtsumme der Abhängigen. Vor allem Jugendliche würden noch „viel zu sorglos und häufig auch exzessiv“ mit Drogen umgehen.

Wie groß der Markt in Deutschland sei, zeige das Ansteigen der Zahl der beschlagnahmten Ecstasy-Tabletten in den ersten sechs Monaten um hundert Prozent. Dass 80 Prozent der Tabletten nicht für den deutschen Markt bestimmt waren und fast die gesamte Menge aus den Niederlanden stammt, weist nach Auffassung der Drogenbeauftragten darauf hin, dass die Zusammenarbeit der Drogenbehörden in Europa verbessert werden muss.Antje Sirleschtov

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