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Politik: Weniger Ohrfeigen

"Kinder haben ein Recht auf gewaltfreie Erziehung. Körperliche Bestrafungen, seelische Verletzungen und andere entwürdigende Maßnahmen sind unzulässig.

"Kinder haben ein Recht auf gewaltfreie Erziehung. Körperliche Bestrafungen, seelische Verletzungen und andere entwürdigende Maßnahmen sind unzulässig." So steht es seit November 2000 unmissverständlich im Bürgerlichen Gesetzbuch. Ohrfeigen sind also rechtswidrig. Soweit die Theorie. Aber wie sieht die Praxis aus? Hat sich am Verhalten der Eltern gegenüber ihren Kindern irgendetwas geändert?

"Eine ganze Menge", glaubt Kai-Detlef Bussmann. Der Jura-Professor an der Universität Halle hat im Auftrag des Familienministeriums 3000 Mütter und Väter zu ihren Erziehungsmethoden befragt. Die Ergebnisse seiner Studie stellt er am heutigen Freitag vor. Der zufolge gibt es einen deutlichen Trend zur gewaltfreien Erziehung: Während sich 1996 noch 20 Prozent der Eltern zu "schallenden Ohrfeigen" bekannten, waren es 2001 nur noch zehn Prozent. "Leichte Ohrfeigen" setzten 1996 noch 70 Prozent der Eltern als Erziehungsmittel ein, 2001 waren es 60. "Das ist ein klarer Rückgang", sagt Bussmann. Er weist aber darauf hin, dass es sich um freiwillige Angaben der Eltern handele und dass die Dunkelziffer viel höher liege. Er erwartet trotzdem, dass sich die Angaben der Eltern weitgehend mit denen der Kinder decken werden. Die will er ab Frühjahr befragen.

Dass der Wandel in der Wahl der Erziehungmethoden allein in der Gesetzesänderung begründet liegt, glaubt Bussmann allerdings nicht. Nur 30 Prozent der Eltern kannten sie überhaupt. Auch den Einfluss einer groß angelegten Informationskampagne des Familienministeriums, das mit Plakaten, Aufklärungsbroschüren, einem Fernsehwerbespot sowie Aktionen in Mütterzentren und Schulen für "Mehr Respekt vor Kindern" warb, wollte er nicht überbewerten. "Es handelt sich um einen Umdenkprozess, der schon länger im Gang ist, aber durch die Gesetzesänderung und der damit verbundenen öffentlichen Debatte positiv verstärkt wird", so Bussmann.

Familienministerin Christine Bergman schreibt sich das ermutigende Ergebnis der Studie trotzdem gern auf die eigene Fahne: "Unsere Kampagne war ein großer Erfolg."

Andrea Claudia Hoffmann

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