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Ein bisschen Frieden. In der Stadt Salvador gab es auch versöhnliche Szenen. Foto: rtr

© REUTERS

Politik: Wenn der Protest alltäglich wird Zehntausende Brasilianer wieder auf der Straße

Rio de Janeiro - Vor einer Woche noch ein ungewohnter Anblick, sind die Proteste in Brasilien so etwas wie Alltag geworden. Am Wochenende gingen in verschiedenen Städten des Landes wieder Zehntausende auf die Straße, um gegen die Missstände im Land zu demonstrieren.

Rio de Janeiro - Vor einer Woche noch ein ungewohnter Anblick, sind die Proteste in Brasilien so etwas wie Alltag geworden. Am Wochenende gingen in verschiedenen Städten des Landes wieder Zehntausende auf die Straße, um gegen die Missstände im Land zu demonstrieren. In der Millionenstadt Belo Horizonte zogen rund 70 000 Menschen zum Fußballstadion Minerão, in dem das Confederationscup-Spiel zwischen Mexiko und Japan stattfand. Es gab Auseinandersetzungen mit der Polizei: 15 Menschen wurden verletzt, sechs festgenommen.

Der Marsch in Belo Horizonte unterstrich die Kritik der Brasilianer an den hohen Staatsausgaben für die Vorbereitung der Fußballweltmeisterschaft 2014. Sie belaufen sich bisher auf fast 30 Milliarden Reais, was derzeit etwa elf Milliarden Euro entspricht. Der Weltfußballverband Fifa, der weder in Brasilien noch an seinem Sitz, der Schweiz, Steuern zahlt, erwartet bei der WM 2014 unterdessen den höchsten Gewinn seiner Geschichte. Der Ex-Stürmer und populäre Parlamentsabgeordnete Romário traf die Stimmung, als er in einer Videobotschaft ausrechnete, wie viele neue Schulen der Staat allein mit den 7,1 Milliarden Reais hätte bauen könnte, die in den Stadionbau geflossen sind: 8000.

In São Paulo gingen am Samstag 30 000 Menschen auf die Straße. Hier wurde der Marsch von der Ablehnung des umstrittenen Verfassungszusatzes PEC 37 dominiert. Er würde dem Ministério Público, einer Bundesbehörde aus Untersuchungsrichtern, die Möglichkeiten zur Strafverfolgung krimineller Abgeordneter entziehen. Das Votum zu PEC 37 wurde nun auf unbestimmte Zeit verschoben.

Für Sonntagnachmittag war ein Protestmarsch in Rio de Janeiro angekündigt. Der Staat solle für die Verbesserung von Schulen, Krankenhäusern und der öffentlichen Sicherheit die gleiche Energie aufbringen wie für die Vorbereitung der Fußball-WM, so ein Aufruf. Philipp Lichterbeck

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