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Politik: Wenn ein Virus zur Waffe wird

Von Tobias Blum Der Weg zum Frieden führt über Mauspocken-Viren. Als australische Wissenschaftler ein Mauspockenvirus manipulierten, um ein Verhütungsmittel gegen eine Mäuseplage zu entwickeln, schufen sie unbeabsichtigt ein Killervirus.

Von Tobias Blum

Der Weg zum Frieden führt über Mauspocken-Viren. Als australische Wissenschaftler ein Mauspockenvirus manipulierten, um ein Verhütungsmittel gegen eine Mäuseplage zu entwickeln, schufen sie unbeabsichtigt ein Killervirus. Auf den Menschen übertragbar war das Virus nicht, doch könnte man mit derselben Methode gewöhnliche Pockenviren manipulieren und so eine neue Biowaffe entwickeln. Kathryn Nixdorff vom Institut für Mikrobiologie und Genetik der Technischen Universität Darmstadt untersucht in einem Projekt zur Friedensforschung genau solche Missbrauchsmöglichkeiten der Molekular- und Biotechnologie.

Nixdorff versteht ihre Arbeit als „präventive Rüstungskontrolle“. Ihre Arbeit hat durch die Terroranschläge vom 11. September in den USA ungeahnte Aktualität bekommen. Denn als wenig später bei amerikanischen Regierungsstellen Briefe mit Milzbranderregern auftauchten, dämmerte vielen, welche Gefahren biologische Waffen in den Händen von Terroristen bergen könnten.

Gefördert wird das Darmstädter Projekt von der Deutschen Stiftung Friedensforschung (DSF) in Osnabrück. Die im April 2001 gegründete Stiftung schließt auf Bundesebene eine Lücke, die das Ende der Deutschen Gesellschaft für Friedens- und Konfliktforschung hinterlassen hat. In den 80er Jahren hatten sich die unionsgeführten Bundesländer aus der Finanzierung zurückgezogen. Danach war Friedensforschung in Deutschland stark rückläufig. Vieles hing vom persönlichen Engagement einzelner Wissenschaftler ab. Nach der Bundestagswahl 1998 nahm die rot-grüne Koalition die Förderung der Friedensforschung in den Koalitionsvertrag auf. Die DSF ist die Einlösung dieses Versprechens. Sie ist mit einem Stiftungsvermögen von 25 Millionen Euro ausgestattet. Schwerpunkt der Arbeit ist die Forschungs- und Nachwuchsförderung.

Bei Projekten zur Konflikt- und Friedensforschung komme es darauf an, „dass ein Transfer der Ergebnisse in die Praxis möglich ist“, sagt Thomas Held, Geschäftsführer der DSF. Neben der Verhinderung von Konflikten geht es bei den bewilligten Projekten auch um Versöhnung in Nachkriegsgesellschaften. Die Anfänge der Friedensforschung liegen in den 50er Jahren und gingen von den Naturwissenschaften aus. Vor allem in den 80er Jahren dominierten dann die Geistes- und Sozialwissenschaften. Die DSF versucht, „wieder ein Gleichgewicht herzustellen“, sagt Held. Dafür hat sie bisher 1,6 Millionen Euro für 15 Großprojekte bewilligt.

Im Internet: www.bundesstiftung-friedensforschung.de

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