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Wer regiert den Sport: Wer regiert den Sport

Wer regiert den Sport.

Fans Man kann den Erfolg einer Sportart fast in Dezibel messen. Denn erst der Jubel der Fans macht aus einer Sportveranstaltung ein Megaereignis. Einerseits sind die Zuschauer die Kulisse, andererseits stimmen sie jedoch mit den Füßen auf dem Weg ins Stadion und mit den Fingern an der Fernbedienung mit über die Popularität einer Sportart ab. Im Grunde gleicht der Einfluss der Sportfans der Macht der Verbraucher. So lange sich Verbraucher nur über Mastbetriebe aufregen, im Supermarktregal aber doch zum Billigfleisch greifen, wird sich wenig am System ändern. Auch die Fans bestätigen durchs Zuschauen und Kaufen von Fanartikeln, dass alles so weitergehen soll wie bisher. „Wir, die Fans, sind das Zünglein an der Waage in diesem ganzen Geldkreislauf“, sagt Sportmarketingexperte Andreas Ullmann von Repucom. „Wenn die Fans sich nicht dafür interessieren, wenn sie nicht ihre Abos bei Sky verlängern, wird Sky auch niemals so viel Geld zahlen können. Das ist bei der ARD auch nicht anders. Die werten jeden Tag hoch und runter ihre Einschaltquoten aus. Die Sponsoren gehen zur ,Sportschau’, weil da fünf Millionen Leute zuschauen.“ Es kann sogar passieren, dass Stadionbesucher und Fernsehzuschauer gegeneinander ausgespielt werden. Während den meisten Fans in der Fußball-Bundesliga die Anstoßzeit Samstag 15.30 Uhr heilig ist, wurde den Fernsehzuschauern eine weitere Aufsplittung des Spieltags als Vervielfältigung des Seherlebnisses verkauft. Der wahre Grund ist natürlich, dass mehr Livespiele mehr Zuschauer und somit mehr Einnahmen einbringen. Schon in der Antike galt der Stadionbesucher als unmündig – Spiele als Beruhigungsmittel, das die Mächtigen vor politischem Handeln der Massen schützt. Mit der Rolle des Konsumenten wollen sich heute jedoch längst nicht mehr alle Fans abspeisen lassen. Vor allem im Fußball hat sich eine Gegenbewegung von unten entwickelt. In Großbritannien gibt es die Dachorganisation „Supporters direct“ für Vereine, die im Besitz von Fans sind – das sind in Großbritannien inzwischen 30, im Wesentlichen Fußballklubs. Viele Fans haben demokratische Strukturen in Vereinen erreicht und setzen damit ein Gegengewicht zu Klubs, die von Investoren als Renditeobjekt oder Spielzeug übernommen werden. „Da, wo es um organisierte Fans geht, tut sich eine Menge“, sagt Anti-Korruptionsexpertin Sylvia Schenk. Es ist für die Fans leichter, sich in einer Mannschaftssportart mit Vereinen und Ligen zu engagieren als in einer Einzelsportart, die ihre Meisterschaften auf der ganzen Welt austrägt. Auch aus der Formel 1 fällt Schenk jedoch ein Beispiel für die gewachsene Bedeutung der Fans ein: „Der Grand Prix in Bahrain ist 2011 nicht auf Druck von Zeitungen abgesagt worden, sondern weil auf Facebook Millionen von Menschen einen Shitstorm losgetreten haben.“ Wenn es um Fans geht, ist der Sport noch immer eine Männerdomäne. Knapp 80 Prozent der männlichen Fernsehzuschauer interessieren sich für die Wettkämpfe, bei Frauen sind es nur rund ein Drittel. Der durchschnittliche Sportzuschauer ist bei allen Fernsehsendern der Mann über 50. Doch in vielen Sportarten hat sich dieses Ungleichgewicht zuletzt verschoben, vor allem der Fußball hat bei der Erschließung neuer Zielgruppen inzwischen die ganze Familie im Auge. „Schauen Sie sich mal die Merchandising-Kataloge der Vereine an, wie viel da nur auf Frauen, Kinder und Familien abzielt“, sagt Ullmann. „Vor allem Kinder sind da eine der wichtigsten Gruppen, angefangen beim Säugling.“

Hönicke

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