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Hier ist der Abstand ist gewahrt, das war nicht in allen Situationen gegeben: Kanzlerin Merkel zu Besuch bei NRW-Landeschef Laschet.

© Federico Gambarini/dpa

Wer zu wem auf Abstand geht: Laschet, Merkel und der Siegertypus

NRW-Chef Laschet wollte der Kanzlerin bei ihrem Besuch gern näher kommen, als Corona gebietet. Schließlich will er zu Söder aufzuholen. Die wich zurück. Eine Kolumne.

Eine Kolumne von Stephan-Andreas Casdorff

Armin – der Ursprung des Namens liegt in den Wörtern ermana (allumfassend und gewaltig) und ermin (groß und gewaltig). Im übertragenen Sinn spricht man dann bei Armin von „dem Allumfassenden“. Wenn es mal so wäre. Armin Laschet, NRW-Ministerpräsident und CDU-Landeschef, dazu CDU-Bundesvorsitzender und Unionskanzlerkandidat in spe, ist allumfassend nur bei den Ämtern, die er innehat. Nicht bei denen, die er anstrebt.

Da kommt also die Bundeskanzlerin Angela Merkel zu Besuch zu ihm, nachdem sie vorher beim bayerischen Sonnen-Söder auf Herrenchiemsee war, will sagen: beim bayerischen Ministerpräsidenten, Laschets Konkurrenten in der Union um die Merkel-Nachfolge. Und Armin, der Große, bemüht sich sichtbar. Er neigt auch buchstäblich Merkel zu. Weil Nähe verbindet, nicht wahr. Doch was tut sie? Sie geht auf Mindestabstand, 1,50 Meter, wegen Corona, Mal für Mal. Es lief in den Nachrichten, Millionen haben es gesehen.

Politik mit Physik: Merkel verbindet sich schneller als der politische Schall mit Siegerthemen, entsprechend dann auch mit den Siegertypen. Und Söder ist so einer, jedenfalls noch; solange ihn das bayerische Corona-Testdesaster nicht persönlich einholt. Aber das war ja nach dem Besuch der Kanzlerin; das konnte sie da noch nicht wissen. Einstweilen steht Markus Söder noch in ihrer Gunst.

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Bei Armin Laschet ist das alles andere als gewiss, vor allem wegen der Coronakrise, in der er einen eigenen Kurs verfolgt, immer wieder. Doch selbst wenn er am Ende wie der Sieger aussehen sollte, hat Laschet in der Zwischenzeit wahrscheinlich schon wieder genug anderes verbockt.

Zum Beispiel: Laschet und die Ruhr-CDU suchten für den Kommunalwahlkampf ein ansprechendes Motiv. Im Freien, vor – trotz Hitze – grünem Wald, hatten sich der Ministerpräsident und Parteifreunde aufgebaut: Bäume wollten sie zum Wahlkampf-Auftakt bei Castrop-Rauxel pflanzen.

„Laschets Klonmaschine“, hämte es auf Twitter

17 Wahlkämpfer inklusive Laschet, alle bis auf einen tragen bläuliche Hemden, die meisten sind grauhaarig, alle männlich. Das sind die Oberbürgermeister- und Landratskandidaten der NRW-Christdemokraten. „Laschets Klonmaschine“, hämte es auf Twitter.

Und das, nachdem sich dessen Konkurrenten für mehr Frauenbeteiligung in der Union ausgesprochen haben. Söder rühmt sich außerdem seines „jüngeren und weiblicheren Kabinetts“. Dass er auch damit Angela Merkels Vorstellungen nahekommt, dürfte Armin Laschet gewaltig ärgern.

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