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Im Kampf gegen Ebola drückt die internationale Gemeinschaft aufs Tempo - zu spät, meinen Hilfsorganisationen.

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Westafrika: Ebola sorgt für Streit zwischen Regierung und NGOs

Die Lage in den Ebola-Gebieten im Westen Afrikas wird immer dramatischer, nun sind Lufttransporte und Krankenstationen geplant. Hilfsorganisationen gehen mit der Bundesregierung hart ins Gericht.

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Ein Brandbrief aus Liberia hat die Bundesregierung zur deutlichen Ausweitung ihrer Hilfen gegen die Ebola-Epidemie veranlasst. „Die Lage ist dramatisch“, sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) in Berlin. „Wir werden sehr schnell agieren und mit allem, was wir zur Verfügung haben, bereitstehen.“ Alle zuständigen Ministerien wurden aufgefordert, Beiträge zu einer internationalen Krisenaktion zu leisten. Geplant sind zunächst Lufttransporte und der Aufbau von Krankenstationen. Merkel kündigte eine enge Abstimmung in der EU an. Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) will nächste Woche im Kreis der G-7-Außenminister beraten.

Liberias Präsidentin Ellen Johnson-Sirleaf hatte Merkel und andere Staats- und Regierungschefs bereits Anfang des Monats eindringlich um Unterstützung gebeten. „Ohne mehr direkte Hilfe von Ihrer Regierung werden wir diese Schlacht gegen Ebola verlieren“, schrieb Johnson-Sirleaf. In Liberia und anderen Staaten Westafrikas breitet sich seit Monaten die tödliche Ebola-Seuche aus. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) zählt bisher 2461 Tote. US-Präsident Barack Obama hatte am Dienstag davor gewarnt, dass die Epidemie außer Kontrolle geraten und zur Gefahr für die ganze Welt werden könne. 3000 US-Militärs sollen beim Aufbau von Gesundheitszentren helfen.

Die Bundesregierung hat bisher zwölf Millionen Euro für die Ebola-Hilfe bereitgestellt. Jetzt wird neben weiteren Finanzhilfen geprüft, wie die Bundeswehr mit einer Luftbrücke und dem Aufbau von mobilen Lazaretten helfen kann. Die Aktion wird vom Auswärtigen Amt koordiniert, beteiligt sind Gesundheits- und Entwicklungsministerium. Selbst innerhalb der Bundesregierung gab es aber zum Teil massive Verärgerung über die internen Abläufe. Die Hilfe laufe viel zu langsam und unkoordiniert an, hieß es.

Scharfe Kritik kam von der Hilfsorganisation „Ärzte ohne Grenzen“. Geschäftsführer Florian Westphal sagte, Gespräche mit den Ministerien in den letzten Monaten hätten „offenkundig nichts bewirkt“. Die Organisation fordert in einem offenen Brief an Merkel vor allem die Entsendung von kompetentem Personal, auch von militärischen Sanitätsteams.

Der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach forderte eine massive Aufstockung der Finanzhilfen. „Das Zeitfenster schließt sich, wir müssen handeln“, sagte Lauterbach dem Tagesspiegel. „Wenn es jetzt nicht gelingt, die Ausbreitung zu stoppen, kann Ebola über Jahre hinweg grassieren. Dann wird die Krankheit zum dauerhaften Risiko für die Menschheit.“ Der Präsident des Europaparlaments, Martin Schulz (SPD), verlangte neben der kurzfristigen Hilfe eine verstärkte Anstrengung zum Aufbau medizinischer Infrastruktur in Afrika. „Die Weltgemeinschaft ist gefordert, schnelle, koordinierte und unbürokratische Hilfe zu leisten“, sagte Schulz dem Tagesspiegel.

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