zum Hauptinhalt

Westafrika: Militär putscht in Niger

Im westafrikanischen Niger hat sich eine Militärjunta gewaltsam an die Macht geputscht. Die Verfassung sei ausgesetzt und alle Verfassungsorgane aufgelöst, erklärte der von den Putschisten gebildete Oberste Rat für die Wiederherstellung der Demokratie in der Hauptstadt Niamey.

Der britische Rundfunksender BBC berichtete unter Berufung auf Informanten in der Regierung in der Hauptstadt Niamey, Präsident Mamadou Tandja und sein Kabinett würden von Soldaten festgehalten. Die Putschisten setzten nach eigenen Angaben die Verfassung außer Kraft. In einer im Fernsehen übertragenen Mitteilung hieß es, die Verfassung sei nun ungültig und alle öffentlichen Institutionen aufgelöst. Das Land werde nun von einem "Rat zur Wiederherstellung der Demokratie" geleitet.

Die Botschaft des afrikanischen Landes in London hatte zuvor eine Stellungnahme veröffentlicht, in der es hieß, Tandja und seine Minister seien in Sicherheit und es gehe ihnen gut. Der Putsch dauere an.

Seit den Mittagsstunden waren in der Nähe des Präsidentenpalastes in Niamey Schüsse zu hören gewesen. Soldaten und Panzer waren auf den Straßen im Regierungsviertel unterwegs. Auch von Explosionen war die Rede, über der Hauptstadt war vereinzelt Rauch zu sehen.

Der staatliche Rundfunk hatte die Vorgänge zunächst mit keinem Wort erwähnt und stattdessen Militärmusik gespielt. Private Rundfunksender dagegen berichteten von Rauchwolken aus dem Präsidentenpalast und Menschen, die aus der Umgebung des Palastes eilten. Die Geschäfte in dem Viertel seien geschlossen, berichtete die BBC.

In Niger herrschen seit Monaten politische Spannungen. Präsident Tandja, der sich 1999 an die Macht geputscht hatte, regiert per Notstandsdekret. Er hatte im vergangenen Jahr Parlament und Verfassungsgericht aufgelöst und die Verfassung geändert, um sich für eine dritte Amtszeit wählen lassen zu können. Nach zwei Amtsperioden hätte er nicht mehr kandidieren dürfen.

Bei den von der Opposition boykottierten Wahlen im vergangenen Oktober gewann die Partei des Präsidenten klar. Die westafrikanische Staatengemeinschaft ECOWAS bemüht sich um eine Vermittlung zwischen Regierung und Opposition, bisher aber ohne Erfolg. In einer am Abend herausgegebenen Stellungnahme verurteilte der amtierende ECOWAS Vorsitzende Goodluck Johnson den Umsturzversuch.

ECOWAS hatte die Mitgliedschaft Nigers in der Staatengemeinschaft im vergangenen Jahr ausgesetzt und in der vergangenen Woche einer Wiederaufnahme des Landes eine Absage erteilt, bis die politische Krise beigelegt ist. (dpa/AFP)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false