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Westafrika: Vier Morde, Drogen und eine Wahl

Das Cashew-Land Guinea-Bissau braucht einen neuen Präsidenten und hofft auf mehr Stabilität.

Berlin - Am Sonntag haben die rund 600.000 Wähler im westafrikanischen Guinea-Bissau bei ihrer Präsidentschaftswahl darüber entschieden, ob das krisengeschüttelte Land eine bessere Zukunftsperspektive bekommt. Die Wahl war nötig geworden, weil Anfang März der langjährige Präsident Joao Bernardo Vieira erschossen worden war. Wenige Stunden zuvor war bereits der Armeestabschef Tagma Na Wai getötet worden. Vieira hatte das Land mit Unterbrechungen 23 Jahre lang seit der Unabhängigkeit von Portugal 1973 regiert. Die Täter sind bis heute nicht gefasst. Das gilt auch für die Mörder des Präsidentschaftskandidaten Baciro Dabo und des früheren Verteidigungsministers Helder Proenca, die Anfang des Monats ermordet wurden.

Guinea-Bissau ist eines der ärmsten Länder der Welt. Die Rund 1,3 Millionen Einwohner leben zu 75 Prozent vom Export von Cashnewnüssen. Aber der kleine Küstenstaat ist seit einigen Jahren zudem eine wichtige Drehscheibe für die südamerikanischen Kokain-Barone, die ihren Stoff über Westafrika nach Europa bringen. Der für Afrika zuständige Vize-Außenminister der USA, Johnnie Carson, bezeichnete Guinea-Bissau vor dem Senat vor wenigen Tagen als ersten Drogenstaat Afrikas. Die Vereinten Nationen haben ausgerechnet, dass die gesamte Wirtschaftsleistung des Landes dem Wert von etwa sechs Kokain-Lieferungen entspricht. Zwar dürften die jüngsten politischen Morde eher auf das Konto des mächtigen Militärs gehen. Doch inwieweit die militärische Elite vom Drogengeschäft profitiert, ist im Land umstritten.

Drei der elf Kandidaten haben eine realistische Siegchance. Nach Einschätzung der International Crisis Group, die vor wenigen Tagen einen Bericht zur Lage in Guinea-Bissau vorgelegt hat, hätte der unabhängige Kandidat Henrique Pereira Rosa, die besten Chancen, das Land in eine stabilere Zukunft zu führen. Rosa hatte nach dem Militärputsch 2003 zwei Jahre lang die Regierungsgeschäfte geführt. Er ist ein erfolgreicher Unternehmer, der zudem schon zu kolonialen Zeiten mit dem gegenwärtigen Premierminister Gomes Junior zusammengearbeitet hat. Malam Bacai Sanha von der Regierungspartei versucht bereits zum dritten Mal Präsident zu werden und scheint dafür die Unterstützung aus dem Militär zu haben. Auch Kumba Yala, der sich seit kurzem Mohamed Yala Embalo nennt, werden Siegchancen zugetraut. Allerdings hat Kumba Yala, der 2003 durch einen Putsch gestürzt worden war, eine katastrophale Regierungsbilanz vorzuweisen. Er wird aber von der größten ethnischen Gruppe im Land, den Balanta, die rund 30 Prozent der Bevölkerung stellen, unterstützt.

Sollte keiner der Kandidaten im ersten Wahlgang eine Mehrheit bekommen, muss es eine Stichwahl geben. Die Wahl wird von 150 Wahlbeobachtern, darunter 23 aus dem Ausland beobachtet. Auch EU-Beobachter sind vertreten. Der Ausgang der Wahl wird darüber entscheiden, ob die Region weiterhin von Guinea-Bissau aus destabilisiert wird. Der Drogenhandel hat nicht nur das Land selbst, sondern auch seine Nachbarn und vor allem die Wüstenstaaten Niger und Mali inzwischen fest im Griff.

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