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Auch dieses Appartement einer Siedlerin im Westjordanland könnte bald aus der Angebotsliste von Airbnb gestrichen werden.

© Menahem Kahane/AFP

Update

Westjordanland: Airbnb streicht Wohnungen jüdischer Siedler aus dem Angebot

Bisher konnten israelische Siedler im besetzten Westjordanland Unterkünfte bei Airbnb anbieten. Doch mit diesen Inseraten soll jetzt Schluss sein.

Noch sind sie in der Angebotsliste von Airbnb zu finden: „Beverly’s Cottage“ für 59 Euro die Nacht in Gush Etzion, die „Vila Avital“ in Kfar Adumim für 189 Euro oder das Gästezimmer von Sheri in Karnei Shomron für 19 Euro. Doch das soll sich demnächst ändern.

Wie das Unternehmen am Montag mitteilte, sollen künftig keine Unterkünfte in israelischen Siedlungen im besetzten Westjordanland mehr angeboten werden. Begründung: Die Siedlungen seien der Kern des Streits zwischen Israelis und Palästinensern. Betroffen von der Streichung seien etwa 200 Angebote.

Rechtliche Schritte angedroht

Schon seit Jahren wurde die Tätigkeit von Airbnb in den besetzten Gebieten angeprangert – von Menschenrechtsorganisationen ebenso wie von den Palästinensern selbst, die 2016 sogar rechtliche Schritte gegen das Unternehmen androhten.

Die Palästinenser wollen auf diesem Gebiet ihren Staat Palästina gründen, was unter anderem wegen der israelischen Besatzung und der Siedlungspolitik erschwert wird. Beides ist in den Augen der internationalen Staatengemeinschaft illegal. Manche der Siedlungen, sogenannte Außenposten, verstoßen sogar gegen israelisches Recht.

Bislang aber ließ Airbnb die Angebote auf seiner Seite stehen, mit dem Hinweis, dass die Geschäftstätigkeit in den Siedlungen amerikanischem Recht zufolge erlaubt sei. Und weil man davon ausging, dass diese Art von „Mensch-zu-Mensch“-Tourismus einen beträchtlichen Mehrwert habe.

Jerusalem spricht von einer "diskriminierenden Entscheidung"

Nun also die Streichung der Angebote in Siedlungen – eine Entscheidung, von der Airbnb nach eigenen Angaben weiß, dass sie nicht von allen gutgeheißen wird. Die Kritiker ließen denn auch nicht lange auf sich warten. Israels Verkehrsminister Yariv Levin (Likud-Partei) rief sogleich Airbnb dazu auf, seine „diskriminierende Entscheidung“ rückgängig zu machen.

Gilad Erdan, Minister für strategische Angelegenheiten, forderte den Boykott des Unternehmens. „Wir rufen alle Unterstützer Israels weltweit dazu auf, nicht mehr mit Airbnb zusammenzuarbeiten“, sagte er am Mittwoch. „Es gibt genügend Mitbewerber, wir brauchen die nicht.“

Durch ein Sonderprogramm sollen nun der Tourismus und Ferienunterkünfte in „Judäa und Samaria“ gefördert werden. Judäa und Samaria ist die biblische Bezeichnung des heutigen Westjordanlandes, die von manchen Israelis gerne genutzt wird, vor allem, wenn es darum geht, Israels Anspruch auf das Gebiet zu verdeutlichen.

Die Entscheidung von Airbnb findet aber auch viele Unterstützer, darunter die siedlungskritische Organisation „Frieden Jetzt“. Schließlich würden Geschäftstätigkeiten in den Siedlungen diese legitimieren. Auch die Organisation Human Rights Watch begrüßte die Entscheidung. Andere Unternehmen wie Booking.com müssten allerdings nachziehen.

Angebote in Ost-Jerusalem werden nicht gestrichen

Eingeschränktes Lob kam von palästinensischer Seite. Ein guter erster Schritt sei die Entscheidung, ließ Chefunterhändler Saeb Erekat mitteilen. Doch auch Siedlungen in Ostjerusalem seien illegal und stellten ein Kriegsverbrechen dar. Angebote in Ostjerusalem sind von Airbnbs Streichungsankündigung ausgenommen.

Israel hatte den Osten der Stadt im Zuge des Sechstagekrieges 1967 besetzt und später annektiert. Die Palästinenser beanspruchen den Teil als Hauptstadt ihres zukünftigen Staates.

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