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Politik: Wie die Weltmeister

Deutsche Mannschaft dankt den Fans und lässt sich feiern Hunderttausende Anhänger jubeln dem Team in Berlin zu Bleibt Klinsmann Bundestrainer? „Gebt mir noch Bedenkzeit“ Eine Milliarde Menschen weltweit verfolgen das WM-FinaleBerlin - Mit einer begeisternden Feier der deutschen Nationalmannschaft im Berliner Stadtzentrum und dem Finale im Berliner Olympiastadion ist die Fußball-Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland am Sonntag zu Ende gegangen.

Deutsche Mannschaft dankt den Fans und lässt sich feiern Hunderttausende Anhänger jubeln dem Team in Berlin zu Bleibt Klinsmann Bundestrainer? „Gebt mir noch Bedenkzeit“ Eine Milliarde Menschen weltweit verfolgen das WM-Finale

Berlin - Mit einer begeisternden Feier der deutschen Nationalmannschaft im Berliner Stadtzentrum und dem Finale im Berliner Olympiastadion ist die Fußball-Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland am Sonntag zu Ende gegangen. Etwa 800 000 Menschen feierten auf der Fanmeile das Team von Bundestrainer Jürgen Klinsmann, das am Samstag in Stuttgart mit einem 3:1-Sieg über Portugal den dritten WM-Platz errungen hatte. Am Sonntagabend fand im Olympiastadion das Endspiel zwischen Frankreich und Italien statt.

Die Spieler und das Betreuerteam des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) bedankten sich mit ihrem Besuch auf Deutschlands größtem Fanfest für die Unterstützung der Anhänger während des Turniers. Die Spieler, die enthusiastisch gefeiert wurden, trugen T-Shirts, auf denen in schwarz-rot-goldenen Buchstaben „Danke Deutschland“ stand. Zur Party am Brandenburger Tor waren auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) sowie der für Sport zuständige Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble (CDU) gekommen. „Wir sind zusammen diesen Weg gegangen, es hat riesigen Spaß gemacht“, sagte Jürgen Klinsmann in Berlin. Er wollte sich auch am Sonntag nicht dazu äußern, ob er weiter Bundestrainer bleibt. Er müsse noch nachdenken: „Bitte gebt mir noch ein paar Tage.“

Klinsmann war vor knapp zwei Jahren mit dem Ziel angetreten, Weltmeister zu werden. Die Mannschaft bot bei der WM Offensivfußball und wurde erst im Halbfinale von Italien gestoppt. Alle Entscheidungsträger im DFB und auch seine früheren Kritiker baten deshalb den in Kalifornien lebenden Trainer, weiter die deutsche Mannschaft zu betreuen und sie zur Europameisterschaft 2008 in Österreich und der Schweiz zu führen. Klinsmann hatte sich in den vergangenen Tagen beeindruckt gezeigt von der Euphorie, die seine Mannschaft entfacht hat. „Ihr seid die Geilsten“, rief Kapitän Michael Ballack den Fans am Sonntag in Berlin zu.

Die Mannschaft war schon am Vorabend in Stuttgart enthusiastisch gefeiert worden. Den Erfolg gegen Portugal, bei dem Bastian Schweinsteiger zwei Tore erzielte und der Portugiese Petit einen Freistoß von Schweinsteiger ins eigene Tor abfälschte, bejubelten die 52 000 Zuschauer im Stadion und Millionen Fans im Land wie den Titelgewinn. Torwart Oliver Kahn, der beim ersten WM-Einsatz eine hervorragende Leistung bot, trat nach seinem 86. Länderspiel zurück. „Das ist der größte emotionale Moment, den ich je erlebt habe“, sagte Kahn.

Das WM-Finale und die kleine Schlussfeier mit dem Auftritt der Sängerin Shakira sollten weltweit von einer Milliarde Menschen verfolgt werden. Insgesamt haben 30 Milliarden Menschen die Spiele der 18. Fußball-Weltmeisterschaft gesehen. Die WM, die am 9. Juni in München begonnen hatte, fand in zwölf deutschen Städten statt. Deutschlandweit feierten Millionen Menschen mit den Gästen aus aller Welt ein ausgelassenes Fest. „Der Gewinner der WM ist der Fan“, sagte Organisationschef Franz Beckenbauer, der bereits die WM-Bewerbung zum Erfolg geführt hatte. 15 000 Freiwillige halfen in Stadien und Städten kostenlos bei der Organisation mit.

Während der Weltmeisterschaft, die mit massiven Sicherheitsvorkehrungen geschützt wurde, gab es keine größeren Zwischenfälle. In Stuttgart, Frankfurt am Main und Dortmund war es zu Schlägereien betrunkener Fußballfans gekommen, auf der Berliner Fanmeile hatte es bei einer Amokfahrt eines 33-Jährigen 21 Verletzte gegeben. Insgesamt blieb die Stimmung aber nach Angaben des WM-Sicherheitszentrums in Berlin „ausgelassen und friedlich“. Das WM-Motto „Die Welt zu Gast bei Freunden“ habe sich erfüllt, „weil nicht so viel Sicherheit wie möglich, sondern so viel Sicherheit wie nötig erzeugt wurde“, sagte Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble. Zur Beruhigung der Fans waren auch 300 ausländische Polizisten in ihren Original- Uniformen eingesetzt worden.

In den Stadien sahen 3,2 Millionen Zuschauer die 64 Spiele. Die personengebundenen Eintrittskarten wurden allerdings kaum mit den hinterlegten Daten kontrolliert, weshalb sich ein reger Handel mit den Tickets entwickelte. Erstmals bei einer Weltmeisterschaft waren alle Spiele ausverkauft und auch die Tribünen – bis auf eine Ausnahme in Leipzig – tatsächlich voll besetzt. Der Präsident des Fußball-Weltverbandes Fifa, Joseph Blatter, lobte die WM in Deutschland als „beste Weltmeisterschaft aller Zeiten“.

Die nächste Fußball-Weltmeisterschaft findet 2010 in Südafrika statt. In den deutschen Stadien rollt ab 11. August wieder der Fußball – dann geht die Bundesliga in eine neue Saison.

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