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Politik: Wieder Anschlag mit Toten in Israel

Von Charles A. Landsmann und Andrea Nüsse Mitten in der abendlichen Rush-Hour in Jerusalem war ein Terrorist mit einem Sprengstoffgürtel am Körper auf der äußerst belebten Straßenkreuzung des sogenannten French Hill aus einem Auto ausgestiegen.

Von Charles A. Landsmann

und Andrea Nüsse

Mitten in der abendlichen Rush-Hour in Jerusalem war ein Terrorist mit einem Sprengstoffgürtel am Körper auf der äußerst belebten Straßenkreuzung des sogenannten French Hill aus einem Auto ausgestiegen. Er rannte über die Straße auf die Bushaltestellen zu und sprengte sich vor den Wartenden in die Luft. Die Kreuzung, unweit des nationalen Polizeihauptquartiers gelegen, war bereits rund ein Dutzend Mal Tatort von Anschlägen. Außer dem Attentäter kamen auf der Stelle vier Israelis ums Leben, drei weitere starben bei ihrer Ankunft in den Krankenhäusern. Schon wenige Minuten nach dem Anschlag übernahmen die Al-Aksa-Brigaden die Verantwortung für den Anschlag. Kurz darauf antwortete die israelische Luftwaffe bereits mit Angriffen auf Ziele in Gaza-Stadt und Khan Yunis: nach Augenzeugenberichteten auf Büros der radikalen Palästinenserorganisationen Hamas und Islamischer Dschihad.

Schon vorher hatte Ministerpräsidenten Scharon – als Reaktion auf den Anschlag im Jerusalemer Linienbus von Gilo am Dienstag – eine Verschärfung in der Vergeltungspolitik angekündigt. Auf jeden Terrorakt werde Israel künftig mit der Besetzung von palästinensischem Territorium reagieren. So rückten nur Stunden nach dem Schulbusattentat, bei dem 19 Istaelis getötet worden waren, Panzer- und Elitetruppen in Dschenin ein, der nördlichsten Stadt des Westjordanlands, die von Israel als Zentrum des islamistischen Terrors bezeichnet wird. Später folgte der Einmarsch in die grenznahe Stadt Kalkiliya sowie Aktionen in Nablus, Hebron und mehreren Kleinstädten.

Wegen der Anschläge hat US-Präsident Bush seine mit Spannung erwartete Rede zur Lage im Nahen Osten verschoben. Er will sich nun frühestens am Donnerstag äußern, während Ägypten, Jordanien und Syrien die von US-Außenminister Powell geäußerte Vorstellung eines palästinensischen „Übergangsstaates“ bereits abgelehnt haben.

Scharfe Kritik an der israelischen Besatzungspolitik äußerten unterdessen 50 palästinensische Intellektuelle in einem Aufruf in der palästinensischen Tageszeitung „Al-Quds“. Sie sprachen sich aber auch klar gegen Selbstmordanschläge auf Zivilisten in Israel aus. Der Auswärtige Ausschuss des Europaparlaments hat sich derweil einstimmig hinter eine weitere EU-Hilfe für die palästinensische Autonomiebehörde gestellt.

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