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Politik: Wieder Massenproteste gegen Militärrat in Kairo Gansuri als Chef der Übergangsregierung bestätigt

„Mit 78 versteht er sicher die Jugend“, twittern Aktivisten. Der regierende Militärrat hat am Freitag die Nominierung von Kamal al Gansuri als Chef einer Übergangsregierung bestätigt.

„Mit 78 versteht er sicher die Jugend“, twittern Aktivisten. Der regierende Militärrat hat am Freitag die Nominierung von Kamal al Gansuri als Chef einer Übergangsregierung bestätigt. Regierungschef war er schon unter Mubarak zwischen 1996 und 1999. Er sei mit allen Vollmachten ausgestattet, ließen die Generäle wissen. Auf dem Tahrir-Platz sind die Meinungen gespalten. „Wir brauchen einen, der aus der Revolution hervorgegangen ist“, sagt Amr. „Nichts gegen seine Person, aber er ist eine Figur des alten Regimes“, findet der Richter, der der linken Karama-Partei angehört. „Er hat viel Erfahrung, das ist jetzt wichtig. Die Zeit der Jungen wird noch kommen. Allerdings wissen wir nicht, was er in den vergangenen Jahren getan hat“, findet dagegen Azza, eine Staatsangestellte.

Zehntausende sind nach dem Freitagsgebet wieder auf den geschichtsträchtigen Platz im Zentrum der Stadt gekommen. Es sind auf den Tag genau zehn Monate nach dem Ausbruch der Revolution am 25. Januar. Viele sprechen schon von der zweiten Revolution. Die Stimmung ist gelöst; hat fast Volksfestcharakter. Dafür sorgen auch Hunderte von Händlern, die von Fahnen über Getränke und Imbisse alles feilbieten. Die Anwesenheit von vielen Frauen und Kindern zeigt, dass die Menschen überzeugt sind, dass die Kundgebung friedlich bleibt. Seit fast 48 Stunden gibt es keine Zusammenstöße mehr zwischen Demonstranten und den Sicherheitskräften. Eine Barriere aus Stacheldraht verhindert jetzt, dass die beiden Seiten aneinandergeraten können.

Offiziell ist der Freitag den „Märtyrern“, das heißt den 40 Toten, der vergangenen Woche gewidmet. Und es ist der Tag der „letzten Chance“. Wer da ist, will, dass der Militärrat geht. In lauten Sprechchören wird sein Vorsitzender Mohammed Hussein Tantawi direkt aufgefordert, zurückzutreten. Die Menschen verlangen, dass die Armee nur noch für die Sicherheit des Landes sorgt und für alles andere eine zivile Regierung verantwortlich ist. Für diese Forderung haben sie die ausdrückliche Unterstützung vom Scheich der Al-Azhar-Moschee erhalten. Es ist das erste Mal seit Jahrzehnten, dass sich die höchste Instanz des sunnitischen Islam gegen die offizielle Staatsmacht stellt.

Zum „Millionenmarsch“ auf dem Tahrir-Platz aufgerufen haben neben der Revolutionsjugend viele Parteien und Gruppierungen aus dem linken und liberalen Spektrum und die ultraorthodoxen Salafisten. Abwesend sind die Muslimbrüder, die sich mit den Konzessionen des Militärrates zufriedengeben und sich auf die Wahlen konzentrieren, die am Montag beginnen sollen.

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