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Das Standbild aus einem Youtube-Video zeigt Regierungsgegner mit einem Transparent, auf dem steht: "Wir knien nur vor Gott."

© AFP

Wieder Tote nach Freitagsgebet: Syrische Demonstranten trotzen Regime-Gewalt

"Wir werden nicht niederknien!", skandieren zehntausende unerschrockene Syrer nach dem Freitagsgebet. Wieder sollen 19 Regimegegner getötet worden sein. US-Außenministerin Clinton dringt auf Öl-Sanktionen.

Zehntausende Syrer haben am Freitag der Gewalt des Militärs getrotzt und in zahlreichen Städten gegen das Regime von Präsident Baschar al-Assad demonstriert. In Deir al-Zor, Idlib und Daraa eröffneten die Sicherheitskräfte das Feuer auf die Demonstranten, berichteten arabische Nachrichtensender. Landesweit sollen 19 Menschen getötet worden sein. Große Kundgebungen gab es auch in Latakia und Homs. US-Außenministerin Hillary Clinton forderte eine breitere Front gegen das Regime in Syrien. Die Bundesregierung schließt Sanktionen gegen die syrische Öl- und Gasindustrie nicht aus.

Die Demonstrationen im Anschluss an das Mittagsgebet standen unter dem Motto „Wir werden nicht niederknien!“. Nach Berichten von syrischen Aktivisten wurden am Freitag in vielen Orten Demonstranten getötet, drei von ihnen in Homs und fünf in den Vorstädten von Damaskus. Nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur Sana töteten „bewaffnete Gruppen und Heckenschützen“ drei Angehörige der Sicherheitskräfte und zwei Zivilisten. Sicherheitskräfte nahmen den führenden Menschenrechtsaktivisten Abdel Karim Rihawi fest. Der Vorsitzende der Syrischen Liga zur Verteidigung der Menschenrechte wurde am Donnerstag aus einem Innenstadt-Café von Damaskus abgeführt, berichteten syrische Aktivisten am Freitag in Beirut. Der Dichter Abdel Rahman Ammar fiel gewissermaßen der Sippenhaftung zum Opfer. Die Behörden verhafteten ihn an Stelle seines Sohnes, eines Oppositionsaktivisten, der sich versteckt hält, berichteten Menschenrechtsbeobachter in Beirut.

US-Außenministerin Hillary Clinton forderte eine stärkere internationale Positionierung gegen das brutales Vorgehen des syrischen Regimes. Dies gelte in erster Linie bei Sanktionen gegen die Erdöl- und Erdgasindustrie, sagte Clinton am Donnerstagabend in einem Interview des US-Senders CBS. Vor allem Indien und China hätten im syrischen Energiesektor viel investiert. „Und wir wollen sehen, dass Russland aufhört, Waffen an das Assad-Regime zu verkaufen“, sagte Clinton.

Die Bundesregierung zieht entsprechende Sanktionen gegen die syrische Öl- und Gasindustrie in Betracht. Man werde Clintons Forderungen prüfen, kündigte Außenminister Guido Westerwelle (FDP) nach einem Treffen mit seinem ägyptischen Amtskollegen Mohammed Amr in Berlin an. Es gebe „viele Übereinstimmungen“ mit den Vorstellungen Clintons.

Die Abberufung des deutschen Botschafters aus Damaskus lehnte Westerwelle aber zum gegenwärtigen Zeitpunkt weiter ab. Er halte es für besser, derzeit die Gesprächskanäle offen zu halten. Dies liege auch im Interesse der Demonstranten. (dpa)

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