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Wiederaufbau: Afghanen wünschen sich von Berlin mehr Polizeihilfe

Die Gouverneure aus den afghanischen Provinzen Baghlan, Laghman und Nangarhar fordern Polizeiakademien außerhalb der Hauptstadt Kabul. Die Deutschen würden sich bei ihrer Hilfe zu sehr auf den sicheren Norden konzentrieren.

Die Herren sparten zwar nicht an Lob für das Engagement der internationalen Gemeinschaft, hatten dann aber auch klare Forderungen: Die Gouverneure aus den afghanischen Provinzen Baghlan, Laghman und Nangarhar wünschen sich an die Adresse der Deutschen gerichtet eine breiter gefächerte Polizeiausbildung sowie von der internationalen Gemeinschaft insgesamt „mehr Truppen und mehr Unterstützung für den Wiederaufbau“ ihres Landes.

Man habe im Bundesinnenministerium vorgeschlagen, die Polizeiausbildung in Afghanistan, bei der Deutschland europäische Führungsnation ist, weiter auf Provinz- und Distriktebenen auszudehnen. Bisher seien zwar mehr als 50.000 Polizisten ausgebildet worden, sagte Lutfallah Mashal, Gouverneur von Laghman. Doch dies reiche nicht, zudem würden sich die Ausbildungsanstrengungen zu sehr auf Kabul konzentrieren: "Kabul ist nicht Afghanistan.“ Mit Blick auf die im nördlichen Masar-i-Scharif geplante Polizeiakademie forderte er deshalb, in allen vier Landesteilen, also auch in Kandahar, Dschalalabad und Herat, solche Akademien einzurichten. Außerdem seien mehr Polizeitrainer wünschenswert. Im Berliner Innenministerium verweiß man hier auf die bestehenden Pläne zur Intensivierung des Polizeitrainings. Derzeit hat Deutschland 60 Polizeiausbilder in Afghanistan, 24 im EU- und 37 im bilateralen Rahmen.

Mit Blick auf das internationale Engagement insgesamt forderten die Politiker, die von Mitarbeitern der US-Botschaft unterstützt wurden, "mehr Kooperation“ der Alliierten untereinander sowie mit der Regierung in Kabul. Sie kritisierten die nationalen Besonderheiten, die sogenannten Caveats, die verschiedene Mitglieder der internationalen Schutztruppe Isaf für sich geltend machen. Mehrfach wiesen sie auf die Konzentration der Deutschen auf den relativ sicheren Norden Afghanistans hin. "Die internationalen Truppen sollten überall und in allen Provinzen gleichermaßen sein“, sagte Mashal, "und sie sollten einer einzigen, gemeinsamen Strategie folgen.“

Was die weitere Entwicklung Afghanistans betrifft, gaben sich die Gouverneure optimistisch, auch wenn im Antidrogenkampf sowie bei Korruption und Kriminalität auch im Justiz- und Staatsdienst noch einiges zu tun sei. Die Hauptschuld aber, so war man sich einig, liege beim Nachbarn Pakistan: Solange sich in den sogenannten Stammesgebieten die Taliban zurückziehen könnten, könne die Situation in Afghanistan nicht stabil werden. Eigene Vorschläge, wie dies zu ändern sei, hatten sie nicht. 

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