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Wiedersehen: Südkoreaner dürfen in den Norden reisen

Nach jahrzehntelanger Trennung haben knapp hundert betagte Südkoreaner erstmals ihre Verwandten in Nordkorea wiedergesehen. Zu ihren Angehörigen hatten sie fast 60 Jahre lang keinen direkten Kontakt.

Seoul - Nach jahrzehntelanger Trennung haben knapp hundert betagte Südkoreaner erstmals ihre Verwandten in Nordkorea wiedergesehen. Insgesamt 97 Südkoreaner wurden am Samstag in Bussen über die schwer bewachte Grenze zu dem dreitägigen Treffen mit 240 Angehörigen in einen Ferienort am nordkoreanischen Berg Kumgang gebracht. Wegen politischer Spannungen war das Begegnungsprogramm fast zwei Jahre unterbrochen.

Die meisten der ausgewählten Südkoreaner waren über 80 Jahre alt. Ihre Angehörigen hatten sie fast 60 Jahre lang nicht gesehen. Als es dann so weit war, konnten viele ihre Tränen nicht mehr zurückhalten, wie die vom südkoreanischen Fernsehen übertragenen Bilder zeigten.

Zu ihnen gehört auch Kim Hye Kyong – von ihren Gefühlen überwältigt, umarmt sie ihre Tochter, die sie auf dem Höhepunkt des Korea-Kriegs verlassen hatte, als sie vor den vorrückenden nordkoreanischen und chinesischen Truppen in den Süden flüchtete. „Seit ich dich als Dreijährige zurückließ, habe ich mich stets schlecht gefühlt“, sagt die 83-Jährige, bevor sie ihrer Tochter den von ihr selbst genähten und bestickten Hanbok – die traditionelle koreanische Tracht – überreicht. Diese drückt ruhig die Hand der alten Dame: „Keine Sorge, Mutter. Mir geht es gut hier“, versichert sie.

Noh Sun Ho gehört zu den wenigen jüngeren Besuchern. Lange umarmt die 50-Jährige wortlos ihren Bruder, dessen Fischerboot 1987 von einem nordkoreanischen Patrouillenschiff nahe der Grenze verschleppt worden war. Ihm gehe es gut, versicherte auch dieser. „Ich habe einen guten Job in Pjöngjang. Meine Bekannten in Südkorea werden es kaum glauben, aber die Regierung schickte mich noch mal auf die Schule“, sagte er. Nach Angaben seiner nordkoreanischen Frau ist der ehemalige Fischer nun „stolzes Mitglied“ der Kommunistischen Partei.

An dem ersten dreitägigen Treffen sollten ursprünglich hundert Südkoreaner teilnehmen, drei mussten die Reise aus gesundheitlichen Gründen kurzfristig absagen. In Südkorea leben schätzungsweise 600 000 Menschen, die Verwandte in Nordkorea haben. Sie können normalerweise nicht miteinander kommunizieren. Zwischen den beiden Ländern ist weder privater Post- noch Telefonkontakt möglich. Die beiden koreanischen Staaten befinden sich formell noch im Kriegszustand, weil nach dem Korea-Krieg (1950–53) nur ein Waffenstillstand, aber kein Friedensvertrag geschlossen wurde.

Nach einem historischen Gipfeltreffen im Jahr 2000 konnten sich mehr als 16 000 Koreaner treffen. Nach dem Amtsantritt des südkoreanischen Präsidenten Lee Myung Bak im Februar 2008 verschlechterten sich die Beziehungen zwischen Seoul und Pjöngjang jedoch, die Familientreffen wurden ausgesetzt. Die Wiederaufnahme der Familienzusammenführungen wurde im August vereinbart. Am kommenden Dienstag sollen nun 99 Nordkoreaner ihrerseits 449 Angehörige aus dem Süden treffen. AFP

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