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Wiedervereinigung: Schewardnadse: "Reagans SDI half beim Weg zur Einheit"

Die Pläne für ein US-Raketensystem im Weltraum in den 80er Jahren haben nach Ansicht des damaligen sowjetischen Außenministers Eduard Schewardnadse geholfen, die deutsche Einheit möglich zu machen.

München - Schewardnadse sagte dem Magazin „Focus“, das umstrittene SDI-Projekt von US-Präsident Ronald Reagan sei ein Grund dafür gewesen, dass die Sowjetführung die Wiedervereinigung zuließ. „Unsere Wissenschaftler haben uns gesagt, dass wir für eine Antwort auf diese militärischen Pläne noch viele Jahre gebraucht hätten“, sagte der Georgier: „Wir waren deshalb an einer Entspannung interessiert.“ Nach der Grenzöffnung im November 1989 bestand laut Schewardnadse die Gefahr, dass die Sowjetarmee gegen den Willen der Führung ausrückt. Staatspräsident Michail Gorbatschow habe seine Autorität als Oberbefehlshaber ausspielen müssen, um eine Intervention zu verhindern.

Die Zustimmung Gorbatschows zur deutschen Einheit sei dann in einem Telefonat am Rande der Abrüstungskonferenz von Ottawa im Februar 1990 gefallen. „Als die offiziellen Gespräche gerade zu Ende gingen, setzte sich US-Außenminister Baker an meine Seite und sagte zu mir: Meinst du nicht, dass es an der Zeit ist, über eine Wiedervereinigung zu sprechen?“, erinnert sich Schewardnadse. Großbritannien und Frankreich seien dagegen, aber die USA könnten sie überzeugen, wenn die Sowjetunion mitmache, habe Baker gesagt. Schewardnadse berichtete, er habe daraufhin sofort aus einem Nebenzimmer Gorbatschow in Moskau angerufen. Der habe anderthalb Minuten geschwiegen und dann gefragt, ob die Frage ernst sei. Nach weiteren zwei Minuten Nachdenkens habe sich Gorbatschow dann entschieden: Wenn die Mehrheit auf der Konferenz eine Wiedervereinigung wolle, habe er nichts dagegen. dpa

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