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Politik: Willkommen, Mrs. Merkel

Die CDU-Vorsitzende war in London ein gern gesehener Gast

London . Angela Merkel weiß schon lange, dass die Uhren in Großbritannien etwas anders ticken. Das hat sie auch bei ihrem zweitägigen Besuch am Dienstag und Mittwoch wieder gemerkt. Der erste Gang führte die CDUVorsitzende zu den Konservativen, aber dass diese als „Schwesterpartei“ gelten könnten, behauptete aus ihrer Delegation niemand. Zu groß sind die Differenzen. Nicht nur, dass die Konservativen radikal gegen den Euro sind, viele munkeln sogar, dass gerade Tory-Chef Duncan Smith am liebsten gleich ganz aus der EU austreten würde. Er hat sie einmal als Instrument zur Sicherstellung deutscher Vorherrschaft bezeichnet. Aber Duncan Smith ist auch ein Gentleman, der weiß, was sich gehört. „Unheimlich hilfreich“ sei das Gespräch mit Merkel gewesen und er wolle auch ganz schnell nach Deutschland kommen, strahlt er.

Im Februar war Merkel in Washington, im Mai beim Papst, und nun öffnen sich in London alle Türen für sie, auch die schwarze mit der weißen 10 in der Downing Street - dievon Tony Blair. Das Interesse an „Mrs. Merkel“, der „mächtigsten Frau Europas“ („The Observer“), ist groß. Die britischen Fernsehsender stehen Schlange. Viele fragen wohl sich, ob da eine deutsche Margaret Thatcher vor ihnen steht. Merkels Delegation winkte zwar ab, der deutsche Botschafter stellte die Besucherin aus Berlin aber als „Enkelin Adenauers“ vor.

Am Mittwoch sprach Merkel vor britischen Politikern, Wirtschaftsvertretern und Journalisten und sparte dabei nicht mit Kritik an der Bundesregierung. Deutschland müsse sich fragen, welche Allianz es wirklich wolle, hob die Oppositionsführerin an: „Wir können uns nicht heute mit den USA verbünden und morgen mit Russland und Frankreich.“ Die Bildung neuer „Achsen“ führe nur dazu, dass Europa seinen Einfluss auf die USA verliere. Dadurch entstehe eine „Atmosphäre des Misstrauens“, die sich nicht so schnell wieder abbauen lasse. Ihren Zuhörern wird das gefallen haben . dpa

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