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Politik: „Wir sind alle Hamza al Khatib“

Proteste in Syrien nach dem Tod eines 13-Jährigen.

Kairo - Das syrische Regime hat auch auf das schlimmste Mittel der Abschreckung nicht verzichtet: Es foltert und tötet Kinder. Internationale Organisationen haben mehrere Fälle dokumentiert. Zum Symbol der Schreckensherrschaft von Präsident Bashar al Assad ist ein 13-jähriger Junge geworden. Hamza al Khatib war bei einer Demonstration am 29. März in Saida in der Nähe von Daraa, dem Epizentrum der syrischen Revolution, verhaftet worden. Am 24. Mai erhielt seine Familie die verstümmelte Leiche des Jungen zurück, die mit Folterspuren übersät war.

In wenigen Tagen haben fast 100 000 Syrer und Syrerinnen die Facebook-Kampagne „Wir sind alle Hamza al Khatib“ unterzeichnet. Diese Seite entstand nach dem ägyptischen Vorbild „Wir sind alle Khaled Said“. Die Protestbewegung nach dem Foltertod eines jungen Bloggers in Alexandria war einer der entscheidenden Mobilisierungsfaktoren für die ägyptische Revolution gewesen.

Syriens unter Druck stehender Präsident hat die Gefahr, die von diesem symbolträchtigen Tod eines Jungen ausgehen könnte, offensichtlich erkannt. Er hat die Familie eingeladen und eine Untersuchung angeordnet. Wie alle seine Schritte in den vergangenen zehn Wochen dürfte auch dieser zu spät kommen. Die Demokratiebewegung hat die Freitagsdemonstration unter das Motto „Kinder der Freiheit“ gestellt. Und obwohl das Internet wieder massiv gestört war, gab es Nachrichten und Fotos über Demonstrationen nach dem Freitagsgebet in rund 200 Dörfern und Städten im ganzen Land. Allein in Hama, wo 1982 ein Aufstand der Muslimbrüder niedergeschlagen und 20 000 getötet wurden, waren 50 000 Menschen auf der Straße. Die Regierungstruppen gingen mit scharfer Munition gegen sie vor. Eine Menschenrechtsgruppe in Hama sprach am Freitag davon, dass die Kräfte des Regimes bei der Demonstration mindestens zehn Menschen getötet hätten, später war von 34 Toten die Rede. Seit Beginn der syrischen Revolution gab es über 1100 Tote. In den letzten Tagen starben mehrere Dutzend Menschen in Rastan nahe Homs, wo die Armee schwere Artillerie einsetzte. Astrid Frefel

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