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Politik: „Wir wünschen uns Europa als Anwalt Afrikas“

Der Botschafter Benins fordert für seinen Kontinent einen höheren Anteil am Welthandel

Afrika steht auf der Tagesordnung des G-8-Gipfels in Heiligendamm. Was sind Ihre Erwartungen?

Wir hoffen, dass die sieben wichtigsten Industriestaaten und Russland, also die G 8, uns dabei helfen, die wirtschaftlichen Ungleichheiten zu beseitigen, die verhindern, dass Afrika einen gerechten Anteil am Weltmarkt hat. Wir erwarten, dass die Industrieländer unsere Reformen unterstützen. Außerdem brauchen wir Hilfe beim Kampf gegen Krankheiten wie die Malaria. Bis jetzt ist zwar immer mehr versprochen als umgesetzt worden. Ich glaube aber, dass Heiligendamm einen konkreten Schritt zur Umsetzung machen wird.

Bei den Verhandlungen über ein neues Welthandelsabkommen bewegt sich wenig. Was erwarten Sie von den Verhandlungen mit der Europäischen Union über ein neues Wirtschaftspartnerschaftsabkommen mit den Staaten Afrikas, der Karibik und des Pazifiks?

Wir wünschen uns in Europa einen starken Anwalt für Afrika. Wir haben Rohstoffe und Ressourcen, auch gut ausgebildete Menschen. So gesehen gibt es keinen Grund, warum Afrika keinen höheren Anteil am Welthandel hat. Ich hoffe, dass die EU bei diesem Handelsabkommen mit Afrika daran arbeiten wird, den Anteil Afrikas an der Weltwirtschaft zu erhöhen.

Vor kurzem hat die Lobby-Organisation des irischen Sängers Bono, Data, einen Report veröffentlicht, der bemängelt, dass die G-8-Staaten, ihr Versprechen, die Entwicklungshilfe für Afrika bis 2010 zu verdoppeln, bisher nicht gehalten haben. Braucht Afrika mehr Geld?

Afrika hat viel Geld. Oder anders gesagt: Afrika trägt zum Wohl der Weltgemeinschaft bei. Und ohne den Kontinent kann die Welt nicht leben. Afrika braucht aber auch Geld, um sich zu reformieren. Wir machen Fortschritte bei der Demokratie und auch der Wirtschaft – das wird oft übersehen. Es hat sich schon viel bewegt seit Anfang der 90er Jahre. Besonders wichtig finde ich die Neue Partnerschaft für Afrikas Entwicklung (Nepad), mit der sich afrikanische Regierungen gegenseitig bei ihrer Regierungsführung überwachen. Auch die Afrikanische Union und ihr Sicherheitsrat, der immer mehr Konflikte auf dem Kontinent selbst zu lösen versucht, ist ein wichtiges Beispiel für unsere Reformen. Wir wünschen uns zur Unterstützung dieser Reformen Investitionen in die Gesundheitssysteme, die Infrastruktur und zur Energiegewinnung.

Die Fragen stellte Dagmar Dehmer.

Issa Kpara ist

seit 2001 Botschafter Benins in Deutschland. Derzeit ist

der 57-jährige

Diplomat Sprecher

aller afrikanischen

Botschafter in der

Bundesrepublik.

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