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Wirtschaftskrise: Evangelische Kirche warnt vor "Weiter-so" in der Krise

Mit einem eindringlichen Appell, aus der Finanz- und Wirtschaftskrise zu lernen, hat sich die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) an Unternehmer und Politiker gewandt.

Berlin - Das Ausmaß der Krise sei noch nicht abzusehen, da gebe es schon wieder den Ruf nach einem „Weiter-so“, sagte der EKD-Ratsvorsitzende, Bischof Wolfgang Huber, am Donnerstag bei der Vorstellung eines „Wortes zur Finanz- und Wirtschaftskrise“ am Donnerstag Berlin. Schon wieder würden unvermindert hohe Renditeziele angesagt, die nur bei einem entsprechend hohen Anteil von riskantem Investmentbanking erreichbar seien.

„Der Riss in einer hohen Mauer ist sichtbar“, zitiert das EKD-Papier den Propheten Jesaja. Aus der Sicht des Propheten ist der Zusammenbruch unausweichlich, weil sich das Volk auf falsche Sicherheiten verlassen hat. Der völlige Zusammenbruch lasse sich heute aber verhindern, sagte Huber, wenn sich alle um einen „grundlegenden Mentalitätswandel“ bemühten. Der Bischof forderte die „Entscheidungsträger“ auf, Verantwortung zu übernehmen und den Mut zu haben, den Bürgern die Wahrheit zu sagen, auch im Blick auf künftige Belastungen. Nur so könne wieder Vertrauen wachsen. Anknüpfend an das Sozialwort, das die EKD zusammen mit der katholischen Kirche 1997 veröffentlicht hat, fordert die EKD in einem Zehn-Punkte-Plan, das Konzept der sozialen Marktwirtschaft um ökologische und globale Verpflichtungen weiter zu entwickeln. Mit den Konjunkturprogrammen sollten vorrangig Maßnahmen zur Steigerung der Energie- und Rohstoffeffizienz und Investitionen in die Bildung gefördert werden. Arme Länder sollten ein stärkeres Mitspracherecht erhalten, etwa beim G-8-Treffen nächste Woche. Wichtig sei auch eine „größere Distanz zwischen Politik und Wirtschaft“ und „globale Kontrollinstanzen“.

Kommenden Dienstag will sich der Papst mit einer Sozialenzyklika an die Öffentlichkeit wenden, in der auch er Wege aus der Finanz- und Wirtschaftskrise weisen möchte. 

Claudia Keller

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