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Politik: WM-Gala in Berlin abgesagt

Aufstand im Fußball-Weltverband / Wowereit bietet Eröffnungsfest für Fans am Brandenburger Tor an

Zürich/Berlin - Der Fußball-Weltverband Fifa hat überraschend die Eröffnungsgala der Weltmeisterschaft 2006 am 7. Juni im Berliner Olympiastadion abgesagt. „Aufgrund einer Analyse für die Verlegung des Rasens nach der Gala kam die Fifa zu diesem Schluss“, teilte der Verband am Freitag in Zürich mit. Für die WM hatte die Fifa ein Eröffnungsfest wie bei den Olympischen Spielen geplant, zum Kurator der Feier war der österreichische Künstler André Heller berufen worden. Er hatte seit Monaten mit Künstlern wie den Sängern Brian Eno und Peter Gabriel sowie mit 12 000 freiwilligen Darstellern ein zwei Stunden dauerndes weltweit übertragenes Spektakel geplant. „Ich bin voller Trauer“, sagte Heller am Freitag dem Tagesspiegel.

Innerhalb der Fifa war zuletzt bezweifelt worden, ob bis zum ersten Spiel im Olympiastadion am 13. Juni zwischen Brasilien und Kroatien die Bühnen abgebaut und ein neuer Rasen verlegt werden können. Die Fifa wies Gerüchte zurück, wonach das Budget der Gala von 25 Millionen Euro nicht eingehalten wurde. „Grund war allein der Rasen“, sagte Fifa- Kommunikationsdirektor Markus Siegler. In Verbandskreisen kursierten weitere mögliche Ursachen. Demnach hätten mehrere Nationalverbände auf eine Absage gedrängt und betont, die Fifa solle sich um Fußball kümmern, nicht um Kultur. Die Traditionalisten seien von den Brasilianern angeführt worden, die wegen des schlechten Rasens Verletzungen ihrer Profis im ersten Spiel befürchteten. Zudem war intern der schleppende Kartenvorverkauf kritisiert worden. Nach Angaben von Organisatoren waren nur 8000 Tickets abgesetzt worden. Fest steht, dass die Absage eine Niederlage für Fifa-Generalsekretär Urs Linsi ist, der sich für das Projekt eingesetzt hatte. Linsi war von Fifa-Präsident Joseph Blatter schon bei der WM-Endrundenauslosung zurückgesetzt worden: Er durfte die Zeremonie in Leipzig nicht moderieren.

„Berlin ist schwer enttäuscht, das trifft uns hart“, sagte Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD). Er will der Fifa jetzt vorschlagen, dass Berlin am 7. Juni „am Brandenburger Tor ein Eröffnungsfest für die Fans veranstaltet“. Vergeblich bot sich München an, die Gala im dortigen Olympiastadion zu veranstalten. Die Fifa lehnte das ab. Die offizielle Eröffnungsfeier findet nun vor dem ersten WM-Spiel am 9. Juni zwischen Deutschland und Costa Rica in der Münchner Allianz-Arena statt. Die Zeremonie dauert aber nur 20 Minuten.

Die Idee einer separaten WM-Gala in der Hauptstadt hatte die rot-grüne Bundesregierung entwickelt und als Kurator Heller benannt, der auch das WM-Kulturprogramm des Bundes gestaltet. „Ich bedauere die Absage dieser großartigen Veranstaltung sehr“, sagte der einstige Bundesinnenminister Otto Schily (SPD) dem Tagesspiegel. Auch sein Nachfolger Wolfgang Schäuble (CDU) äußerte sein Bedauern. André Heller versuchte, seine Wut nicht in die Öffentlichkeit zu tragen. Zum Angebot der Fifa, stattdessen die Eröffnungsgala der WM 2010 in Südafrika zu gestalten, sagte er auf Nachfrage: „Das Letzte, über das ich jetzt nachdenke, sind Pläne für Fußball-Eröffnungsfeiern.“

Seiten 2, 7 und Meinungsseite

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