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Politik: WM ist für Berliner Hotels kein Renner

Der Fußballverband Fifa gibt 60 Prozent der Zimmer zurück, die Lücken werden kaum zu füllen seinBerlin - Die Hoffnung Berlins auf volle Hotels während der vierwöchigen Fußball-WM ist endgültig geplatzt. Denn die Fifa hat ihr langfristig reserviertes Zimmerkontingent in den deutschen Fußballstädten zum großen Teil zurückgegeben.

Der Fußballverband Fifa gibt 60 Prozent der Zimmer zurück, die Lücken werden kaum zu füllen sein

Berlin - Die Hoffnung Berlins auf volle Hotels während der vierwöchigen Fußball-WM ist endgültig geplatzt. Denn die Fifa hat ihr langfristig reserviertes Zimmerkontingent in den deutschen Fußballstädten zum großen Teil zurückgegeben. Bilanz der Hauptstadt: Nicht einmal an den Spieltagen sind die Hotels komplett gebucht, und während der vier Wochen insgesamt bleiben voraussichtlich sehr viele Betten leer. Viele Häuser werden deshalb in der Endabrechnung sogar schlechter dastehen, als wenn es die WM nicht gegeben hätte. Denn sie haben wegen des irrtümlich erwarteten WM-Booms eine Vielzahl anderer Veranstaltungen verloren, die jetzt nicht mehr in die Stadt geholt werden können.

Die Fifa hatte sich schon im Frühstadium der deutschen Bewerbung ein gewaltiges Zimmerkontingent zusichern lassen, das sie selbst vermarkten wollte. Auf Berlin entfielen rund 8000 Zimmer täglich über die gesamte Dauer der WM in insgesamt 70 Hotels. Jetzt steht fest: Zurückgegangen sind rund 5000 Zimmer über vier Wochen, etwa 60 Prozent der Gesamtmenge, wie Willy Weiland, der Präsident des Hotel- und Gaststättenverbandes, schätzt. Offenbar, so heißt es in der Branche, habe die Vermarktungsorganisation der Fifa selbst nicht versucht, die Zimmer zu füllen, sondern einfach auf Anforderungen von Teilnehmerländern und Sponsoren gewartet.

Die Berliner Hotels sind davon unterschiedlich betroffen. Das Adlon beispielsweise kommt als Sitz der Fifa-Spitze glimpflich davon, und auch das Intercontinental muss sich keine großen Sorgen machen, weil dort die Fifa-Verwaltung untergebracht ist. Kurt Lehrke, der Direktor des Palace-Hotels, hatte dagegen 7000 Übernachtungen an die Fifa abgegegen und war seit 2004 theoretisch ausgebucht – gebraucht werden nun aber nur 2600, und auch davon stehen noch zehn Prozent kurzfristig auf der Kippe.

Was Lehrke besonders ärgert, ist die Art und Weise, in der die Fifa mit den Hotels umgesprungen ist: Im vergangenen Oktober fragte ein großer Tagungsveranstalter im Palace an, ob im Juni Betten frei seien. Lehrke musste abwinken und verwies an die Fifa, die zu dieser Zeit das alleinige Verfügungsrecht hatte. Dort vergab man aber keine Zimmer an Außenstehende ohne WM-Verbindung; die Tagung platzte. Außerdem: Solange die Kontingente blockiert waren, durften die Hotels ihre anderen Zimmer nicht preisgünstiger anbieten als mit der Fifa vereinbart. Das verdarb vielen Gästen ohne WM-Verbindungen und dicke Brieftasche die Lust, nach Berlin zu kommen.

Viele Veranstalter von Tagungen oder Kongressen, die gern nach Berlin gekommen wären, haben sich wegen der WM andere Ziele gesucht und den Hotels damit vor allem den traditionell starken Juni verdorben. Zwar herrscht nun Klarheit, doch die Lücken dürften kaum noch zu füllen sein. Weiland versucht jetzt zusammen mit der Berlin-Marketing, die Botschaft in die Welt zu senden, dass Berlin noch reichlich Betten frei hat.

Die letzte Hoffnung der Hotels ruht schließlich darauf, dass die ersten Bilder vom WM-Trubel viele Spontanurlauber in die Stadt locken. Schlecht für die Hotelmanager, gut für die Touristen: Die Zimmerpreise bleiben trotz WM niedrig. Der Preiskampf hat klammheimlich bereits begonnen. So bietet das Fünf-Sterne-Hilton am Gendarmenmarkt beispielsweise für die (spielfreie) Nacht vom 17. zum 18. Juni über den Internetvermittler HRS Doppelzimmer schon für 138 Euro an.

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