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Politik: Wo endet der Verein, wo beginnt die CSU?

Warum die SPD in Bayern gar nicht gewinnen kann

In der an Superlativen reichen Landtagswahl bleibt einer für den Verlierer übrig, sogar ein europäischer: Länger als die bayerische SPD hat noch keine Partei Opposition gespielt – 46 Jahre. An den Ursachen haben sich Kommentatoren und Wahlforscher, Experten und Politiker immer wieder redlich versucht. Das Resultat? Nicht nur die Wahlforscher sprechen nach der Wahl davon, dass die Bayern-SPD ihren Status als Volkspartei verloren hat; im Team um den abgeschlagenen Spitzenkandidaten Franz Maget haben sie es längst gewusst. Warum sonst hätten er und Landeschef Wolfgang Hoderlein mit dem Slogan geworben: Keine Zweidrittelmehrheit für die CSU.

Warum aber tut sich die SPD im Freistaat gar so schwer? Parteienforscher wie der Berliner Richard Stöss verweisen gerne auf landestypische Merkmale und landen rasch bei der Sozialstruktur. Milieus, in denen sich die typische Wählerschicht hätte bilden können, wurde demnach spätestens unter dem Ministerpräsident Alfons Goppel der Boden entzogen. Der Vater des heutigen CSU-Generalsekretärs brachte den Umbau der Agrar- zur Industriegesellschaft erst richtig in Gang. Zum Leidwesen der SPD streute er die Standorte so breit übers Land, dass die Zahl der SPD-Hochburgen überschaubar blieb.

An dieser Front gibt es für die SPD nichts mehr zu gewinnen. Entsprechend traut ihr der Parteiforscher Stöss zwar mittelfristig gut 30 Prozent Zustimmung zu, aber: „Schlagen wird die SPD die CSU natürlich nie.“ Nicht mal für den Fall, dass den Genossen einer vom Format des grünen Bürgermeisters Sepp Daxenberger beispränge. Der war sich – anders als viele Sozis – nie zu schade, seine Wähler dort zu suchen, wo die sich eben gerne aufhalten: in Vereinen und Wirtshäusern beispielsweise. Daxenberger hat begriffen, was der Parteiforscher Stöss meint, wenn er sagt: „In einem bayerischen Schützenverein können Sie gar nicht feststellen, wo die Grenze zwischen Verein und CSU verläuft.“

Robert Jaquet

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